VDA Jahresbericht 2022

    Das Jahr in Kürze: Unsere Zeitenwende

    Krieg, Energiekrise, anhaltende Pandemie: Vieles ist im vergangenen Jahr geschehen, was unsere Gesellschaft und Industrie nachhaltig prägen wird. Wie haben wir auf diese Veränderungen reagiert, wie beschreiten wir die neuen Pfade – und wie wappnen wir uns für die Zukunft?

    Krieg, Energiekrise, anhaltende Pandemie: Vieles ist im vergangenen Jahr geschehen, was unsere Gesellschaft und Industrie nachhaltig prägen wird. Wie haben wir auf diese Veränderungen reagiert, wie beschreiten wir die neuen Pfade – und wie wappnen wir uns für die Zukunft?

    Der russische Angriff auf die Ukraine ist ein massiver Angriff auf das Völkerrecht – und hat neben den dramatischen Folgen für die Menschen in der Ukraine massive Konsequenzen, die uns alle noch lange betreffen werden. Er stellt eine Zäsur in der Geschichte Europas dar, die von Bundeskanzler Olaf Scholz so treffend als „Zeitenwende“ benannt wurden. Millionen unschuldigen Menschen in der Ukraine leiden unter diesem schrecklichen Angriffskrieg oder haben sogar ihr Leben verloren.

    Solidarität und Sanktionen

    Die deutsche Automobilindustrie begrüßt die schnellen und entschlossenen Reaktion der EU und ihrer internationalen Partner und unterstützt die verhängten Sanktionen geschlossen. Um die Auswirkungen dieser zum Teil einschneidenden Veränderungen auf die Mitglieder unserer Branche und vor allem auf die Liefer- und Logistikketten sowie auf die Energieversorgung eng zu begleiten und zu analysieren, richteten wir im VDA umgehend eine eigene Arbeitsgruppe ein, die auch unsere Mitglieder regelmäßig über die aktuellen Entwicklungen unterrichtet und alle notwenigen Gegenmaßnahmen identifiziert und in die politische Diskussion einbringt.

    Offene Fragen klären – gemeinsam mit der Bundesregierung

    Im Rahmen des engen Dialogs, den die Bundesregierung, der Deutsche Bundestag und zahlreiche Bundesbehörden wie die Bundesnetzagentur seit Beginn des Krieges und insbesondere auch flankierend zu den einzelnen Sanktionspaketen mit der Industrie und den führenden Wirtschaftsverbänden geführt haben, konnten wir im VDA die offenen Fragen der Automobilindustrie in die Beratungen einbringen.

    Nach anfänglichen Unsicherheiten, zum Beispiel im Zusammenhang mit dem verhängten sogenannten „Luxusgüterembargo“, erreichten wir Klarstellungen, die für eine rechtssichere Umsetzung der Sanktionen unerlässlich sind. Ergänzend galt es, die anhaltenden Störungen in den Lieferketten und in der Logistik durch das Hochfahren von Alternativen und die Umstellung von Beschaffungsprozessen so weit wie möglich zu kompensieren.

    Planungssicherheit in der Energiekrise

    Auch die ausreichende Versorgung mit bezahlbarer Energie ist für uns ein zentrales Thema: Um das Worst-Case-Szenario einer Gasrationierung für die Industrie zu vermeiden, hat die deutsche Automobilindustrie mit zahlreichen Einzelmaßnahmen zur Verringerung des Gasverbrauchs der deutschen Industrie um 20 Prozent beigetragen.

    Das Gebot der Stunde für die Bundesregierung lautet: Planungssicherheit gewähren und den Industriestandort Deutschland und insbesondere seinen Mittelstand unterstützen. Dazu gehört insbesondere auch eine zeitnahe Novellierung der zum Jahreswechsel eingeführten Energiepreisbremsen, die in vielen Punkten noch an der Realität in den Unternehmen vorbeigehen.

    Wettbewerbsfähigkeit für unseren Industriestandort

    Durch die hohen Energie- und Rohstoffkosten, die kriseninduzierten Restriktionen auf den internationalen Märkten und insbesondere die zahlreichen lange bekannten Probleme des hiesigen Standorts drohen Deutschland und die hier tätigen Unternehmen Ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Daher ist der Begriff der Zeitenwende vielleicht gar im doppelten Sinne passend: Nach diesem herausfordernden Jahr 2022 muss Deutschland endlich aktiv werden – in all den Bereichen, die in der Vergangenheit vernachlässigt wurden.

    Dazu gehören der Ausbau der digitalen Infrastruktur, die zügigere Genehmigung von Planungsverfahren und wettbewerbsfähigere Standortbedingungen bei Steuern oder Umlagen sowie der Abbau von Bürokratie. Zudem muss die Politik in Berlin und Brüssel rasch neue internationale Kooperationen in Angriff nehmen. Wir brauchen mehr Handels-, Rohstoff- und Energiepartnerschaften. Wir müssen unsere Bezugsquellen und Handelspartner diversifizieren. Nur so werden wir wirksam auf aktuelle und zukünftige Krisen reagieren können und die Transformation weiter erfolgreich voranbringen und stärken. Die weltweite Vernetzung und nachhaltige Lieferketten sind Grundpfeiler einer starken deutschen Industrie – und somit auch einer prosperierenden Gesellschaft und Wirtschaft.

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