Forum Automobillogistik

    FAL 2025 – das Branchentreffen im Zentrum der deutschen Halbleiterindustrie

    Halbleiter, Transportprozesse, Verpackung, Künstliche Intelligenz, internationaler Wettbewerb – beim 13. Forum Automobillogistik in Dresden wurden vielfältige Themen diskutiert, die die Unternehmen der Zulieferindustrie derzeit bewegen. Höhepunkt der Veranstaltung war die Verleihung des VDA-Logistik-Awards.

    Halbleiter, Transportprozesse, Verpackung, Künstliche Intelligenz, internationaler Wettbewerb – beim 13. Forum Automobillogistik in Dresden wurden vielfältige Themen diskutiert, die die Unternehmen der Zulieferindustrie derzeit bewegen. Höhepunkt der Veranstaltung war die Verleihung des VDA-Logistik-Awards.

    Unter dem Titel „The new Age of Exploration – all Hands on Deck” haben der Verband der Automobilindustrie (VDA) und die Bundesvereinigung Logistik (BVL) am 18. und 19. Februar 2025 zur 13. Ausgabe des Forum Automobillogistik geladen. Die alljährlich stattfindende zweitägige Konferenz bietet eine wichtige Plattform, um persönlich zusammenzukommen und sich intensiv über die spannendsten Ansätze und Methoden aktueller Branchenthemen auszutauschen.

    Rund 350 Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger sowie Expertinnen und Experten aus den Bereichen Automotive, Logistik, Halbleiter, Informationstechnologie sowie Forschung und Wissenschaft folgten der Einladung nach Dresden.

    Das Veranstaltungsteam hat Dresden aus besonderem Grund als Veranstaltungsort für das FAL ausgewählt: In der Stadt und ihrer Umgebung befindet sich das größte Mikroelektronik-Ökosystem Europas, zu dem Hersteller, Zulieferer und Bildungseinrichtungen gehören.

    Im Dezember 2024 folgte ein weiterer großer Meilenstein für den Standort Dresden: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck gab mit der Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) und deren Partnern Bosch, Infineon und NXP offiziell den Start der gemeinsamen Investitionen in den Bau und Betrieb einer hochmodernen Chipfabrik bekannt. Die ESMC-Chipfabrik mit dem Schwerpunkt Automobilmarkt zahlt sich für den gesamten Industrie- und Technologiestandort Deutschland aus – denn indem ein sicherer und verlässlicher Zugang zu Halbleitern, Arbeitsplätzen, Wertschöpfung und Innovationen entstehen, wird Deutschland wettbewerbsfähiger und unabhängiger vom globalen Markt.

    Kai Althoff, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL), und VDA-Geschäftsführer Dr. Marcus Bollig begrüßten die Teilnehmenden.

    Im Mittelpunkt des FAL standen der Austausch und die Debatte über die Entwicklung und Relevanz neuer digitaler Technologien. Dass die großen Volkswirtschaften um die Vormachtstellung neuer Technologien konkurrieren und sich dabei immer mehr voneinander abschotten, sorge für geringere Effizienz und höhere Kosten, sagte Dr. Marcus Bollig, VDA-Geschäftsführer für Produkt und Wertschöpfung, in seiner Begrüßungsrede. Und er betonte, wie wichtig die richtigen Voraussetzungen für die Entwicklung von Innovationen und nachhaltiges Wirtschaften sind:

    Zunehmender Protektionismus führt zu geringerer Effizienz und höheren Kosten – was letztlich Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze gefährdet – und dem Klima schadet, weil sich Innovationen verzögern oder ausbleiben. Umso wichtiger ist der Einsatz Künstlicher Intelligenz, gemeinsame Nutzung von Daten und Automatisierung, mithilfe derer wir nicht nur der Komplexität globaler Lieferketten gerecht werden, sondern auch nachhaltiger wirtschaften können.
    Dr. Marcus BolligVDA-Geschäftsführer für Produkt und Wertschöpfung

    Begrüßt wurden die Gäste auch von Kai Althoff, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik e. V. (BVL). Er sprach sich dafür aus, wie wichtig das gemeinsame Anpacken aller Branchenvertreter ist, um „die Automobilindustrie in Deutschland und Europa wieder nach vorn zu bringen.“

    Keine andere Branche befindet sich in einer ähnlichen Transformation wie der Automobilsektor. Geopolitische Verschiebungen, die Frage der Halbleiterversorgung, schwierige Standort- und Infrastrukturbedingungen sowie eine schlecht kalkulierbare Absatzentwicklung bilden zusätzlich die Herausforderungen für die Branche. Die Logistik ist das Bindeglied für alles und muss die Veränderungen erfolgreich begleiten. Das diesjährige Forum Automobillogistik widmet sich programmatisch genau dieser Komplexität.
    Kai AlthoffVorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik e. V. (BVL)

    Eine stabile Halbleiterversorgung, die Rolle Künstlicher Intelligenz für die Optimierung von Transport- und Lagerprozessen und die Frage, wie die Digitalisierung die Lieferkette in Zukunft bestimmen wird, stellen die Unternehmen der Zulieferindustrie in Deutschland vor große Herausforderungen. Deshalb standen zentrale Ansätze und Methoden, innovative Konzepte und langfristige Strategien, um im internationalen Standortwettbewerb zu bestehen und führend zu bleiben, im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionsrunden.

    Hochkarätige Rednerinnen und Redner aus der Branche und Wissenschaft

    Der Austausch untereinander, viele Möglichkeiten zum Netzwerken und die persönlichen Gespräche mit den Fachexpertinnen und Experten rund um die Programmpunkte sowie während der festlichen Abendveranstaltung zeichnen das FAL seit Jahren aus. Insgesamt trugen rund 50 Rednerinnen und Redner mit ihren Keynotes, Fachvorträgen und Gesprächsrunden einen wichtigen Beitrag zum inhaltlichen Programm bei.

    Einen Überblick über die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Logistikbranche gab Simon Motter, Vorsitzender der Geschäftsführung der Volkswagen Konzernlogistik GmbH & Co. OHG, in dem Programmformat Coffee-Talk. Ein Interview zum Thema, das wir mit ihm anlässlich des FAL geführt haben, lesen Sie hier:

    Das Programm umfasste 16 Programmpunkte und umfangreiche Sessions zu verschiedenen Schwerpunktthemen, die auf zwei Bühnen gemeinsam mit allen Interessierten diskutiert wurden.

    Einige Sessions im Kurzprofil:

    Die Logistik im Aftermarket – also dem Markt für Ersatzteile, Zubehör und Dienstleistungen, die nach dem Verkauf eines Fahrzeugs angeboten werden – zeichnet sich dadurch aus, dass sie flexibel auf neue Herausforderungen reagiert und kontinuierlich Optimierungspotenziale nutzt. Solche Potenziale können erfolgreich gehoben werden – etwa durch überarbeitete Prozesse, Weiterbildungen für Mitarbeitende und Optimierungen bei der Beschaffung oder den Lagerkonzepten.

    Schwerpunktthema der Session: Herausforderungen und Chancen, die mit der Einführung der Software-Produktlinie SAP4-HANA verbunden sind. SAP HANA (High-performance ANalytic Appliance) ist eine Multi-Model-Datenbank, die Daten im Arbeitsspeicher statt auf einer Festplatte speichert und somit die parallele Durchführung erweiterter Analysen und die Transaktionsverarbeitung in Hochgeschwindigkeit in einem einzigen System ermöglicht. Weiterer Vorteil: Unternehmen können so riesige Datenmengen in nahezu Echtzeit verarbeiten und Daten unmittelbar abfragen. Darüber hinaus wurden unterschiedliche Ansätze (Brownfield – Greenfield) vorgestellt, die die Teilnehmenden im Anschluss kontrovers diskutierten.

    Die Ökodesign-Verordnung des Europäischen Parlaments sieht vor, dass zukünftig fast alle in der EU verkauften Produkte mit einem digitalen Produktpass (DPP) versehen werden müssen, um die Transparenz der gesamten Wertschöpfungskette zu erhöhen. Die Umsetzung ist mit vielen branchenindividuellen Herausforderungen verbunden, die die Unternehmen berücksichtigen müssen. In der Automobilindustrie sind vor allem die Bereiche Entwicklung, Herstellung und der Betrieb von Fahrzeugen betroffen.

    In der Session haben sich die Teilnehmenden konkret mit den Handlungsbedarfen aus Sicht des Aftermarkets beschäftigt. Außerdem wurden Lösungsansätze vorgestellt, wie der Datenaustausch innerhalb der automobilen Lieferkette standardisiert erfolgen kann. Dies geschieht am Beispiel des „Digitalen EU-Produktpass für Batterien“, der ab dem Jahr 2027 verpflichtend wird und damit den Auftakt zu den DPP bildet.

    Nachhaltigkeit, Effizienz, Transparenz der Prozesse und Änderungen von Gesetzen und Verordnungen erfordern eine weitere Digitalisierung der Transportprozesse. Diese Entwicklung unterstützt der VDA seit Jahrzehnten mit den VDA-Empfehlungen zum elektronischen Nachrichtenaustausch. Mit „VDA 4999“ wurde im Jahr 2021 eine Empfehlung zum nahezu komplett papierlosen Transportprozess veröffentlicht. Die eFTI-Regulierung (englisch: "Regulation on Electronic freight transport information") mit der Möglichkeit, dass elektronische Frachtbriefe (eCMR) von den Behörden in der EU akzeptiert werden müssen, beschleunigt unserer Meinung nach die Digitalisierung der Transportkette.

    Rabea Bartylla (Robert Bosch GmbH), Jenny Hertzfeldt (VDA), Alois Labermeyer (Labal GmbH), Angela Schulte (Robert Bosch GmbH), Michael Späth (Elsen Unternehmensgruppe), Maria Straus (Mercedes-Benz AG) und Jörg Walther (Odette International) stellten in ihren Praxisberichten bereits vorhandene Standards, Erfahrungen und Herausforderungen bei der Umsetzung papierloser Transportprozesse vor. Dabei betrachteten sie die Schritte vom Warenausgang und Transport über den Wareneingang bis zur Frachtabrechnung.

    Die ökologische Gestaltung von Verpackungen und ihr Weg von der Herstellung bis zur Entsorgung haben einen erheblichen Einfluss auf die Umwelt – deshalb sind nachhaltige, kreislauffähige und gleichzeitig funktionale Lösungen wichtig. Ziel der Branche ist es, Materialien richtig zu verwenden und Verpackungskonzepte effizienter zu gestalten, Abfälle zu reduzieren, Recycling zu fördern und so die ökologische Belastung durch Verpackungen zu minimieren.

    Unter dem Motto „Wir (ver)packen das!“ berichteten Katalin Elizondo (Robert Bosch GmbH), Carolin Rauch (AUDI AG) und Markus Feurer (Feurer Group GmbH) über die Zukunft der Verpackung und regulatorische Rahmenbedingungen. Außerdem stand die neue VDA-Empfehlung zum Thema Verpackungsmaterialien und -konzepte im Fokus, die einen Leitfaden für effiziente und umweltschonende Verpackungslösungen bietet und die Branche auf zukünftige gesetzliche Anforderungen vorbereitet. Die Publikation adressiert dabei die komplette Wertschöpfungskette – vom Verpackungshersteller über die Lieferanten und gewerblichen Kunden bis hin zu den Entsorgern.
     

    Tipp: Podcast von BVL und VDA zum Thema „Verpackung und Verpackungsmüll in der Industrie und Logistik“

    Gesetzliche Vorgaben wie beispielsweise die EU-Verpackungsverordnung geben der Automobilindustrie teilweise sehr ambitionierte Regelungen vor, um die Umweltauswirkungen von Verpackungen drastisch zu reduzieren. In diesem Podcast diskutieren Katalin Elizondo und Sascha Gröbel, Leiter des Fachgebiets Logistik beim VDA, wie sich die Branche hierzulande auf die kommenden Verordnungen vorbereitet.

    Halbleiter sind einer der Hauptbestandteile von Mikrochips, wie sie vor allem in der Automobilindustrie eingesetzt werden. Haupteinsatzgebiete sind unter anderem Steuergeräte, in denen sie den Antrieb und das Fahr- und Bremsverhalten regeln, sowie Fahrassistenzsysteme und Airbags.

    In der Session wurde ein Überblick des weltweiten Halbleitermarktes geboten und über die Investitionen in das Halbleiter-Ökosystem am Standort Dresden gesprochen. Zudem lag der Fokus auf aktuellen und künftigen Herausforderungen in der globalen Halbleiterlieferkette und den Chancen, die sich durch die Zusammenarbeit von Automobil- und Halbleiterindustrie ergeben.

    Halbleiter: ein zentrales Thema in vielen Keynotes

    Ein wiederkehrendes Thema während der beiden Veranstaltungstage war die Versorgungslage mit Halbleitern, die derweil angespannt bleibt. Denn ob beim Einsatz in Elektroautos oder bei der Nutzung Künstlicher Intelligenz: Der Bedarf an Halbleitern wird in Zukunft massiv steigen.

    So sprach beispielsweise Maximilian Krane, Geschäftsführer und CEO von btv technologies GmbH, in seiner Keynote über die aktuelle Situation des Halbleitermarktes in Deutschland und den Ansatz „Komponentenlogistik as a Service“ im Kontext komplexer werdender Anforderungen an die Komponentenlogistik. Seinen Standpunkt lesen Sie im ausführlichen Interview:

    v. l. n. r.: Prof. Dr. Julia Arlinghaus (Fraunhofer Institut), Hildegard Müller (VDA), Kai Althoff (BVL)

    Verleihung des VDA-Logistik-Awards

    Ein Highlight des FAL war die Verleihung des begehrten VDA Logistik-Award. Die Auszeichnung zeigt die eindrucksvolle Innovationskraft der Automobilindustrie und würdigt jährlich herausragende Logistiklösungen, die als Vorbild für andere Branchenvertreter dienen.

    In diesem Jahr überzeugte das Unternehmen Mercedes-Benz Trucks, ein Segment der Daimler Truck AG, mit seinem Konzept „Electrify Inbound Logistics“, das in der eigenen Lieferkette auf E-Lkw setzt und somit lokale Emissionsfreiheit gewährleistet, die Jury und wurde zum Sieger gewählt.

    Mercedes-Benz Trucks verfolgt mit den vier Produktionsstandorten Gaggenau, Kassel, Mannheim und Wörth das Ziel, den Anlieferverkehr mit Produktionsmaterial in eigener Frachtverantwortung vollständig zu elektrifizieren. Zum Beispiel soll der Anlieferverkehr in Wörth bis Ende des Jahres 2026 vollständig elektrifiziert sein, die Komponentenwerke sollen sukzessive folgen. Ein bedeutender Teil der direkten Lieferkette wird dadurch lokal emissionsfrei. Gemeinsam mit Speditionspartnern arbeitet das Unternehmen daran, die täglichen Anlieferungen sukzessiv durch elektrisch angetriebene Lkw zu ersetzen.

    Grundlage hierfür sind unter anderem umfassende Routenanalysen hinsichtlich vorhandener und erforderlicher Ladeinfrastruktur, Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und Machbarkeitsanalysen mittels Testfahrten. Ziel ist die Überführung aller gemeinsam gewonnener Erkenntnisse in einen nachhaltigen Serienprozess. Seit Beginn des Projekts Anfang 2023 konnten bereits knapp 20 Prozent der von Daimler Truck direkt beauftragten Transporte mit Produktionsmaterial elektrifiziert werden.

    Zu den Höhepunkten zählte außerdem die Session „Gründerszene Automobillogistik“, die im dritten Jahr in Folge stattfand. Jedes der vier Start-ups präsentierte kurz und prägnant seine Lösungsansätze für die Automobillogistik und erklärte, wo es Kooperationsmöglichkeiten mit OEMs und Zulieferern sieht. Auch diese Gründerinnen und Gründer haben bewiesen: Unsere Branche lebt von ihrer Innovationskraft und unermüdlichen Zielstrebigkeit. Deutlich wurde auch hier das große Potenzial, das Kooperation bietet: Verbinden sich die Ideen von Start-ups mit den Erfahrungen etablierter Unternehmen, können gemeinsam innovative Lösungen unter anderem für Transportmanagement, KI-basierte Entscheidungsfindung und die klimaneutrale Mobilität der Zukunft entwickelt werden. Zudem tragen Partnerschaften dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie im internationalen Kontext voranzutreiben und auszubauen.

    Allen Ausstellern danken wir herzlich für ihre Mitwirkung an der Fachausstellung und Präsentation ihrer spannenden Produkte und Services. Ganz besonders bedanken wir uns ebenfalls bei dem FAL-Platin-Partner btv technologies GmbH, dem FAL-Gold-Sponsor DSV - Global Transport and Logistics, unserem Medienpartner DVV Media Group sowie unseren weiteren Partnern für die angenehme und erfolgreiche Zusammenarbeit beim FAL 2025.

    Video

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    Bildnachweis aller Fotos: Christian Lietzmann; Videoproduktion: Matthias Sabelhaus

    Fragen zur Veranstaltung? Ihre Ansprechpersonen:

    Logistik

    Sascha Gröbel

    Fachgebietsleiter

    Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V.

    Christine Körner

    Senior Projektmanagerin Trends + Märkte