FAT-SCHRIFTENREIHE 384
Assistenzsysteme übernehmen zunehmend Funktionen im Fahrzeug, wodurch Fahrer entlastet und Gefahrensituationen vermieden werden. Das automatisierte Fahren wird nach SAE J3016 in fünf Stufen unterteilt. Ab Level 3 entfällt der Fahrer als Rückfallebene bis zu einer definierten Übernahmezeit im Fehlerfall. Diese Systeme müssen daher einen Zustand gewährleisten, der ein kontrolliertes Verhalten (fail-operational) des Fahrzeugs bis zum Eingriff des Fahrers ermöglicht. Die Absicherung dieses Verhaltens obliegt den Fahrzeugherstellern, die technischen Systeme müssen entsprechend ausgelegt sein.
Fail-operational Systeme stellen hohe Anforderungen an Konzeption und Validierung, insbesondere im Hinblick auf die funktionale Sicherheit, die in der ISO 26262 geregelt ist. Ziel ist es, das Restrisiko auf ein akzeptables Maß zu reduzieren. Eine zentrale Frage ist, ob Sicherheitsaktivitäten, insbesondere im Bereich der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV), angepasst und erweitert werden müssen, um die Funktion von sicherheitsrelevanten Systemen gegenüber externen Einflüssen sicherzustellen.
In diesem Forschungsprojekt wurde die Einbindung der EMV in die funktionale Sicherheitsbewertung anhand eines Frontkamerasystems analysiert. Neben Gefahren- und Risikobewertungen (HARA) sowie Fehlerbaumanalysen (FTA) wurden die Anforderungen an Prüfungen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass EMV ein integraler Bestandteil der funktionalen Sicherheit ist, beginnend in der Konzeptphase bis hin zur Verifikation. Erweiterungen des Testumfangs, wie Fehlerinjektionstests, sind entscheidend, um das Verhalten des Systems bei Störungen zu überprüfen. Messunsicherheiten müssen berücksichtigt werden, da eine quantitative Sicherheitsanalyse für EMV nicht möglich ist.