EU-Klimaziele erfordern raschen Ausbau von E-Ladesäulen-Netz für schwere Lkw
Um die CO₂-Ziele der EU für Nutzfahrzeuge zu erfüllen, muss entlang der Bundesautobahnen bis 2030 ein Netz von 1.200 Lademöglichkeiten für elektrifizierte Lkw installiert werden. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Fraunhofer-Instituts. Bund und Länder müssen rasch handeln
Eine Reduzierung des CO₂-Ausstoßes von schweren Lkw bis 2030 gemäß den EU-Vorgaben ist nur durch die Elektrifizierung eines Teils der Fahrzeugflotte und den schnellen Aufbau einer entsprechenden Ladeinfrastruktur zu erreichen. Um bundesweit ein flächendeckendes Netz von Lademöglichkeiten für schwere Nutzfahrzeuge zu schaffen, sind an den Fernverkehrsachsen mindestens 260 Ladestationen mit 1.200 Ladepunkten notwendig. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI im Auftrag des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).
Die Experten haben errechnet, dass zu einer ausreichenden Stromversorgung schwerer Nutzfahrzeuge Schnellladestandorte im Abstand von circa 50 Kilometern erforderlich sind. Daraus ergeben sich 260 Stationen, die wiederum jeweils mit mehreren Ladepunkten – vergleichbar mit herkömmlichen Zapfsäulen – ausgestattet werden. Um den Anteil der Elektro-Lkw an der Gesamtflotte schwerer Nutzfahrzeuge auf circa fünf Prozent zu steigern, braucht das Straßennetz 630 einzelne Ladepunkte, um eine ausreichende Versorgung der Fahrzeuge sicherzustellen. Für einen Anteil von 15 Prozent elektrifizierter Nutzfahrzeuge sind etwa 1.200 Ladepunkte entlang der Autobahnen notwendig. Weitere Lademöglichkeiten entlang der Fernstraßen müssen hinzukommen.
Die Flottengrenzwerte der EU für schwere Nutzfahrzeuge erfordern eine Reduzierung der mittleren CO₂-Emissionen bei den Herstellerflotten bis 2030 um 30 Prozent gegenüber 2019. Dieses Ziel ist nur durch den Einsatz emissionsarmer E-Antriebe im schweren Straßengüterverkehr zu erreichen. Alle großen Hersteller haben neue batterieelektrische Lkw-Modelle für die kommenden Jahre angekündigt.
Aufgrund der hohen Tagesfahrleistungen vieler schwerer Lkw ist regelmäßiges Laden der Fahrzeuge im öffentlichen Raum, wie beispielsweise an Autobahnen, notwendig. Die Experten gehen bei ihren Szenarien davon aus, dass etwa die Hälfte des Strombedarfs für E-Lkw an den Autobahnen, also an öffentlichen Standorten, geladen werden könnte und eine mittlere Wartezeit von maximal fünf Minuten bis zum Freiwerden eines Ladepunktes zugrunde gelegt werden sollte. Ziel muss es sein, die Fahrzeuge innerhalb der gesetzlichen Pausenzeiten von 45 Minuten zwischen zwei Fahreinsätzen ausreichend zu laden. Dafür ist der rasche Aufbau eines Hochleistungsladesystems mit 350 Kilowatt nötig.
Die Gesamtkosten für den Ausbau eines Systems öffentlicher Lkw-Ladesäulen entlang der Autobahnen schätzen die Experten des Fraunhofer-Instituts ISI auf 200 bis 500 Millionen Euro, je nach Dichte des Ladenetzes, der Marktdurchdringung der Elektro-Lkw und den Kostensenkungen bei der Infrastruktur. Aufgrund der langen Vorlaufzeiten drängen die Experten auf einen schnellen Start der Errichtung all dieser Standorte.