Straße-Schiene als Antwort auf Klimakrise und Fahrermangel

    EcoDuo – Innovative Fahrzeugkombination im Kombinierten Verkehr

    Berlin, 03. September 2024

    Deutsch-spanisches Pilotprojekt: Straße und Schiene intelligent kombinieren – Steigerung der Transporteffizienz – Reduktion von CO2-Emissionen – Abschwächung des Fahrermangels

    Ein Projektkonsortium aus deutschen und spanischen Unternehmen hat mit der EcoDuo-Fahrzeugkombination ein einjähriges Pilotprojekt zur Optimierung des Vor- und Nachlaufs im Kombinierten Verkehr gestartet. Nach positiven Erfahrungen vergleichbarer Projekte in Spanien und Skandinavien soll dieses Konzept auch in Deutschland getestet werden – unter anderem mit dem Ziel, den CO2-Fußabdruck in der Transportkette zu verringern.

    EcoDuo – innovativ, effizient und nachhaltig

    Der EcoDuo ist eine innovative Fahrzeugkombination, bei der zwei Standard-Sattelauflieger mit nur einer Zugmaschine gefahren werden. Verbunden mit einem Dolly (Sattelkupplung zur Aufnahme eines Sattelanhängers) erreicht der EcoDuo eine Gesamtlänge von 31,70 Metern. Die Standard-Sattelauflieger lassen sich problemlos auf die Schiene verladen, im Gegensatz zum Lang-Lkw, bei dem die Abmessungen der Sattelauflieger von der Norm abweichen.

    Durch die hohe Kompatibilität der Verkehrsträger im Kombinierten Verkehr und dem Betrieb mit nur einer Zugmaschine kann mit dem EcoDuo ein doppeltes Transportvolumen bei gleichzeitiger Verringerung der Straßenbelastung, des Kraftstoffverbrauchs und der Emissionen erreicht werden. Das Gesamtgewicht dieser Fahrzeugkombination kann maximal 44 Tonnen betragen und verteilt sich dabei auf insgesamt zehn Achsen. Die Achslasten liegen damit deutlich unter den höchstzulässigen Lasten.

    Zusätzlich kann dem aktuellen Fahrermangel entgegengewirkt werden. Das EcoDuo-Konzept ersetzt zwei konventionelle Lkw-Fahrten. Damit erreicht der EcoDuo mehr Transporteffizienz bei gleichzeitiger Steigerung der Umweltfreundlichkeit. Mit dem EcoDuo werden neue Effizienzpotentiale in der Transportkette nutzbar.

    Von der Straße auf die Schiene

    Für das Pilotprojekt - unter Federführung des Verbands der Automobilindustrie - wird der EcoDuo durch den Fahrzeugbauer Schmitz Cargobull bereitgestellt. Die Volkswagen Group stellt für dieses Pilotprojekt die Transportrelation zur Verfügung. Dabei wurden bisher Produktionsbehälter zwischen Wolfsburg und Spanien ausschließlich per Lkw abgewickelt. Nun fährt der globale Logistikdienstleister Sesé den EcoDuo vom Volkswagen-Werk in Wolfsburg zum 70 Kilometer entfernten Terminal MegaHub Lehrte bei Hannover, das von der Deutschen Umschlaggesellschaft Schiene-Straße und Kombiverkehr betrieben wird. Von dort werden die Sattelanhänger im Netzwerk der Kombiverkehr KG 1700 Kilometer klimafreundlich auf der Schiene nach Spanien transportiert. Im Umschlagbahnhof in Barcelona werden die einzelnen Sattelanhänger wieder zu einer EcoDuo-Kombination zusammengekoppelt und auf der Straße ebenfalls durch Sesé zum Zielort gefahren. Der TÜV-Rheinland begleitet das Pilotprojekt von straßenverkehrsrechtlicher und wissenschaftlicher Seite.

    Während der einjährigen Pilotphase wird der EcoDuo zwischen Lehrte und Wolfsburg von einem Sicherheitsfahrzeug begleitet, im Stadtgebiet Lehrte zusätzlich von einem weiteren. Die Fahrzeuge weisen auf die besondere Länge der in Deutschland erstmalig eingesetzten Fahrzeugkombination hin. Der Pilot soll auch zeigen, dass diese behördlichen Auflagen in der Praxis nicht notwendig sind, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten.

    Andreas Rade, VDA-Geschäftsführer: „Der EcoDuo adressiert gleich zwei der großen Herausforderungen im Transport: den Wandel hin zur Klimaneutralität und den Fahrermangel. Das Prinzip ist genauso einfach wie genial: zwei Sattelauflieger für eine Zugmaschine bedeuten doppelte Fracht bei einmaliger Fahrt. So werden Straßenbelastung, Kraftstoffverbrauch und Emissionen drastisch reduziert. Mit dem Projekt zeigen wir, wie wir durch innereuropäische Zusammenarbeit gemeinsam die besten Lösungen finden. Für mich ist der EcoDuo ein Paradebeispiel für die zukünftige Mobilität und unsere Innovationsfähigkeit: weil er zeigt, wie wir die Potenziale des Kombinierten Verkehrs optimal ausschöpfen - und wie gut Straße und Schiene zusammenpassen.“

    Andreas Schmitz, CEO Schmitz Cargobull: „Mit der Zusammenarbeit aller beteiligten Partner haben wir eine breite Basis für dieses Pilotprojekt geschaffen. Das ist eine gute Ausgangslage für eine hohe allgemeine Akzeptanz. Mit dem EcoDuo unterstreichen wir unsere europäische Ausrichtung, denn er entspricht den gängigen Standardmaßen und kann problemlos im intermodalen Verkehr, etwa auf der Schiene, eingesetzt werden. Daher sehen wir den EcoDuo europaweit als ökologisch und ökonomisch effiziente Transportlösung.“

    Carlos Giner, Transportdirektor Sesé: „Modularer und intermodaler Transport ist ein grundlegender Bestandteil der Strategie von Sesé, eine nachhaltigere und effizientere Lieferkette zu erreichen. Diese Fahrzeuge haben große Vorteile in Bezug auf Emissionsreduzierung, Effizienz und Sicherheit gezeigt und stellen eine praktikable und sofortige Lösung dar, um die Umweltauswirkungen des Güterverkehrs zu reduzieren. Sesé war das erste Unternehmen, das den EcoDuo in Spanien eingeführt hat, und wir haben kürzlich die ersten Fahrzeuge dieses Typs in Südeuropa installiert, die bereits mit erneuerbaren Kraftstoffen betrieben werden. Die Pionierarbeit für den EcoDuo in Deutschland ist die beste Ausgangsbasis für zukünftige Einsätze mit diesem Fahrzeugtyp in Deutschland.“

    Simon Motter, Vorsitzender der Geschäftsführung Volkswagen Konzernlogistik: „Die Kompatibilität macht‘s möglich: Sattelanhänger auf die Schiene und los geht's. Wir freuen uns, diese Technologie als Erster in Deutschland mit unseren Partnern und dem Standort Wolfsburg zu pilotieren. Das ist eine sinnvolle Innovation, weil der EcoDuo im Kombinierten Verkehr unsere Nachhaltigkeitsstrategie zero impact logistics in mehreren Punkten unterstützt: Der Lkw – perspektivisch batteriebetrieben – übernimmt den regionalen Vor- und Nachlauf für die Langstrecke auf der Schiene. Das doppelte Ladevolumen mit nur einer Zugmaschine und nur einem Fahrer zu befördern, senkt Emissionen und wirkt zudem dem Fahrermangel entgegen. Reduzierte Kosten im Vor- und Nachlauf machen den Transport im Kombinierten Verkehr wirtschaftlicher – genau solche kreativen Ansätze brauchen wir!“

    Heiko Krebs, Geschäftsführer der Kombiverkehr GmbH & Co. KG: „Wir sehen im Einsatz von EcoDuo-Fahrzeugkombinationen eine weitere Attraktivitätssteigerung im Vor- und Nachlauf des Kombinierten Verkehrs Straße-Schiene. Der Transport von 13,65-Meter-Standardtrailern auf Taschenwagen ist heute geübte tägliche Praxis in den europaweiten Verkehren. In den ersten Testläufen hat sich gezeigt, dass im MegaHub Hannover Lehrte die Kreisverkehrdurchfahrten mit überlangen Fahrzeugkombinationen auf dem Terminalgelände funktionieren. Diese Erkenntnisse aus dem Projekt werden sich auf weitere Terminals übertragen lassen, so dass EcoDuo-Fahrzeugkombinationen für Spediteure zukünftig eine zusätzliche Alternative sein können, den Vor- und Nachlauf noch effizienter und klimafreundlicher zu gestalten.“

    Thomas Quernheim, Globaler Geschäftsfeldleiter Engineering & Homologation, TÜV Rheinland: „TÜV Rheinland beschäftigt sich schon seit vielen Jahren damit, wie sich Lang-Lkw sicher nutzen lassen. Der EcoDuo ist aus unserer Sicht für den kombinierten Transport hervorragend geeignet. Unsere Expertinnen und Experten werden das neue Fahrzeugkonzept gemeinsam mit dem VDA und den weiteren internationalen Projektpartnern auf dem ausgewählten Streckenprofil überprüfen. Ziel ist der Nachweis, dass der EcoDuo sicher betrieben werden und die Umwelt entlasten kann – etwa durch einen geringeren CO2-Ausstoß beim Gütertransport. Wir freuen uns, als Partner an diesem ebenso innovativen wie nachhaltiätgen Transportkonzept mitzuwirken.“

    Link zur Projektwebsite

    Sprecherin

    Lena Anzenhofer

    Schwerpunkt Digitalisierung, Daten, Produktion und Logistik