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- Automobil-Insight 2023
- Pkw-Märkte in Europa
Pkw-Märkte in Europa
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- Pkw-Märkte in Europa
Binnenmarkt der EU (EU27), Europäische Freihandelsassoziation (EFTA) - bestehend aus Island, Liechtenstein, Norwegen, Schweiz und UK-Markt
Die Neuzulassungen auf dem europäischen Pkw-Markt (EU, EFTA & UK) befinden sich nach herausfordernden Vorjahren auch weiterhin auf niedrigem Niveau. In der Mehrheit der beobachteten Märkte bewegten sie sich weiterhin deutlich unterhalb des Vergleichsniveaus des Vorkrisenjahres 2019, konnten in Relation zum Vorjahr erfreulicherweise aber kräftig zulegen. Die schwachen Vorjahreswerte führten zu einem Basiseffekt, der einen relevanten Anteil des Wachstums erklärt. Das Gesamtjahr 2023 zeichnete sich darüber hinaus durch eine bemerkenswert geringe Volatilität aus. Wertschöpfungs- und Logistikketten regenerierten sich im Jahresverlauf weiter von den Nachwirkungen der Covid-19-Pandemie sowie von nachfolgenden geopolitischen Konflikten. Materialengpässe limitierten nur noch eine Minderheit der vormals stark betroffenen Unternehmen der Automobilindustrie. In den ersten drei Quartalen des Jahres wurden zweistellige Wachstumsraten im Vergleich zum jeweiligen Vorjahreszeitraum realisiert, was den Abstand zum Vorkrisenniveau etwas verringerte. Im vierten Quartal ging dem Markt insbesondere durch schwächere Wachstumsmonate in Deutschland etwas die Luft aus. Während in den Vorjahren sowohl Markt als auch Produktion durch erwähnte angebotsseitige Beschränkungen unter Druck geraten waren, gewannen im Laufe des vergangenen Jahres immer mehr nachfrageseitige Effekte an Relevanz. Das Geschäftsumfeld für die Automobilindustrie war und bleibt herausfordernd.
In Europa kam es infolge von makroökonomischen Unsicherheiten zuletzt zu einer gedämpften gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und damit zu einem verhaltenen Wirtschaftswachstum. Die nach wie vor hohen Energie- und Verbraucherpreise wirkten sich dämpfend auf den Pkw-Absatz aus. Die im Vergleich zu den Vorjahren erheblich verbesserte Fahrzeugverfügbarkeit führte dazu, dass auf dem europäischen Pkw-Markt im Jahr 2023 gut 12,8 Mio. Fahrzeuge neu zugelassen wurden. Dies waren 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Erholung im Vergleich zum Vorkrisenniveau verläuft jedoch weiterhin schleppend: Der europäische Pkw-Markt liegt aktuell noch immer knapp ein Fünftel (–19 Prozent) unter den Neuzulassungen von 2019. Äquivalent zum Gesamtmarkt entwickelten sich die fünf größten europäischen Einzelmärkte im Vergleich zum Vorjahr positiv: Während in Italien (+19 Prozent), im Vereinigten Königreich (+18 Prozent), in Spanien (+17 Prozent) und in Frankreich (+16 Prozent) zweistellige Wachstumsraten erreicht wurden, musste man sich in Deutschland (+7 Prozent) mit einem etwas verhalteneren Wachstum zufriedengeben. Insbesondere in Südeuropa ist der Abstand zum Vorkrisenniveau noch besonders groß, sodass weiterhin Aufholpotenzial vorhanden ist. Der Basiseffekt wirkte hier im vergangenen Jahr besonders stark. In den klassischen mediterranen Urlaubsdestinationen Italien und Spanien wurde das Wachstum insbesondere durch Flottenzuwächse von Fahrzeugvermietungen unterstützt. Im Bewusstsein vieler Menschen spielte die Pandemie nur noch eine untergeordnete Rolle, sodass sich vor allem der Tourismus in den genannten Ländern erholte und wieder merklich anzog. Profitieren konnten von dieser Entwicklung u. a. Autovermietungen, die ihre Fahrzeugflotten aufgrund erhöhter Nachfrage erweiterten.
Ein Grund für das eher moderate Wachstum in Deutschland war ein Ende 2022 wirksamer Sondereffekt im Elektrosegment (Änderung bei der Förderung von Elektro-Pkw), welcher zu einer deutlichen Verzerrung der Wachstumsrate im vierten Quartal 2023 führte (sehen Sie hierzu auch den Schwerpunkttext zur Entwicklung des deutschen Marktes). Die Länder Osteuropas entwickelten sich im Vergleich zum europäischen Gesamtaggregat leicht unterdurchschnittlich (+12 Prozent). Der polnische Markt blieb im Jahr 2023 mit 475.000 registrierten Einheiten (+13 Prozent) der mit Abstand größte Einzelmarkt Osteuropas, gefolgt von der Tschechischen Republik und Rumänien, wo 221.400 (+15 Prozent) respektive 144.600 neue Pkw (+12 Prozent) abgesetzt wurden.
Auf dem europäischen Markt für Elektro-Pkw konnte trotz eines komplizierten Marktumfelds ein Volumen von gut 3 Mio. Einheiten und damit ein deutliches Plus in Höhe von 16 Prozent erreicht werden. Der Elektroanteil an den gesamten Neuzulassungen lag im Jahr 2023 bei 23,4 Prozent. Treiber der Dynamik waren die BEV, die im Vergleich zum Vorjahr um gut 28 Prozent zulegen konnten. Die Neuzulassungen von PHEV rutschten allerdings ins Minus und verblieben um knapp 4 Prozent unterhalb des Vorjahresniveaus.
Ein Wachstum in diesem Segment wurde zuvörderst durch eine schwache Marktentwicklung in Deutschland verhindert. Dort war zum Jahreswechsel 2022/23 der Umweltbonus für PHEV ausgelaufen. Dies reduzierte die Nachfrage deutlich, was sich auch auf die Wachstumsdynamik in Europa auswirkte. Nach Deutschland sind Frankreich und das Vereinigte Königreich die volumenstärksten Elektromärkte Europas.
Die höchsten Elektroanteile verzeichneten auch 2023 traditionell die nordischen Länder: Norwegen (90 Prozent), Island, Schweden (jeweils 60 Prozent), Finnland (54 Prozent) und Dänemark (46 Prozent) stechen mit den höchsten Marktanteilen deutlich heraus. Es folgen die Niederlande (44 Prozent), Belgien (41 Prozent), Luxemburg und Portugal (jeweils 32 Prozent). In den osteuropäischen Märkten entwickelte sich der Elektroanteil mit teils noch deutlich unter 10 Prozent, hingegen signifikant unterdurchschnittlich.
Der Absatz der deutschen OEMs in Europa konnte merklich zulegen und wuchs in etwa äquivalent zum Gesamtmarkt. Insgesamt wurden gut 5,9 Mio. Pkw deutscher Konzernmarken in Europa abgesetzt und somit knapp 14 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Da sich Gesamtmarkt und Absatz der deutschen OEMs im Gleichschritt entwickelten, blieb der deutsche Marktanteil im Jahr 2023 konstant. Wie bereits im Vorjahr trugen 46,2 Prozent der in Europa neu zugelassenen Fahrzeuge das Logo einer deutschen Konzernmarke.