Nutzfahrzeuge

    CO₂-Zertifizierung von Anhängern und Aufbauten

    Die CO₂-Zertifizierung ist ein wichtiges Instrument für die Klimaschutzpolitik. Doch finanzielle Mehrkosten für kleine und mittlere Unternehmen müssen vermieden werden.

    Die CO₂-Zertifizierung ist ein wichtiges Instrument für die Klimaschutzpolitik. Doch finanzielle Mehrkosten für kleine und mittlere Unternehmen müssen vermieden werden.

    Den Mittelstand berücksichtigen

    Die deutschen Aufbau- und Anhängerhersteller unterstützen die Bemühungen der Europäischen Union, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Diese Ziele stellen den Straßentransportsektor und die Aufbau-/Anhängerhersteller vor erhebliche Herausforderungen. CO₂-Einsparungen beim Anhänger und beim Aufbau erfordern neue technische Lösungen, die in Einklang mit der tatsächlichen Nutzung gebracht werden müssen.

    Als ein Instrument ihrer Klimaschutzpolitik im Verkehr hat die Europäische Kommission die Verordnung (EU) 2017/2400 zur Umsetzung einer CO₂-Zertifizierung für schwere Nutzfahrzeuge verabschiedet. Ziel ist es, die Markttransparenz hinsichtlich der CO₂-Emissionen und der Energieeffizienz der betroffenen Fahrzeuge zu verbessern. Derzeit gilt die Regelung nur für Lkw. Für die Berechnung der CO₂-Werte für Fahrzeugkombinationen werden vordefinierte Referenzanhänger verwendet.

    Zukünftig möchte die EU auch Anhänger und reale Aufbauten in die CO₂-Zertifizierung einbeziehen. Die Europäische Kommission arbeitet derzeit an einer Methodik, um auch CO₂-Werte für Anhänger und reale Aufbauten zu berechnen. Die entsprechende Vorschrift und die Berechnungsmethodik sollen bis Ende 2021 fertiggestellt sein.

    Bürokratische und finanzielle Belastungen auf ein Minimum reduzieren

    Die Hersteller von Aufbauten und Anhängern werden in Europa hauptsächlich durch kleine und mittlere Unternehmen mit begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen repräsentiert. Daher muss eine zukünftige CO₂-Zertifizierung diese Belange berücksichtigen. Eine CO₂-Zertifizierung für Aufbauten und Anhänger muss zusätzliche bürokratische oder finanzielle Belastungen für die Hersteller vermeiden, insbesondere da die große Vielfalt an unterschiedlichen Aufbauten und Anhängern auf die spezifischen Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden zugeschnitten ist. So ist beispielsweise die Anzahl der produzierten Fahrzeuge pro Karosserietyp oft sehr gering. Kosten- und arbeitsintensive Verfahren zur Generierung spezifischer CO₂-Werte für diese Fahrzeuge sind daher in vielen Fällen wirtschaftlich nicht realisierbar.

    Vor diesem Hintergrund erarbeitet die EU-Kommission einen Vorschlag, der sich im Wesentlichen auf die Zertifizierung von geschlossenen Aufbauformen und Anhängern der Kategorien O3 und O4 mit geschlossenen Aufbauten (Kasten, Kühler, Curtain-side) konzentriert. Andere Aufbauformen (Silo, offener Kasten, Kippmulde, Tank etc.) sollen vorerst nicht in eine CO₂-Zertifizierung einbezogen werden.

    Technische Grenzen bei der Verbesserung von Anhängern mitdenken

    Die betroffenen Anhängerhersteller werden zukünftig verpflichtet, ein Simulationstool (Vehicle Energy Consumption Calculation Tool, VECTO) zur Berechnung der CO₂-Werte für ihr Fahrzeug zu verwenden. Die Nutzung des VECTO-Tools erfordert die Eingabe von Aufbaumaßen, Reifenkenngrößen und Gewichten sowie die Auswahl von Zusatzparametern. Das VECTO-Tool liefert dann eine Ausgabe des CO₂-Werts des Anhängers in Kombination mit einem Standardzugfahrzeug. Dynamische Prüfungen von Fahrzeugen oder Komponenten, um zum Beispiel den Luftwiderstand zu messen, sind für Aufbau- und Anhängerhersteller standardmäßig nicht verpflichtend vorgesehen.

    Aktuell gibt es noch keine Festlegung von CO₂-Emissionsreduktionszielen für die Neufahrzeugflotte eines Anhängerherstellers. Allerdings wird dies bald Gegenstand der Diskussion sein, sobald die CO₂-Zertifizierung für Anhänger in Kraft getreten sein wird. Derartige Entscheidungen sollten auf einer soliden und umfassenden Kosten-Nutzen-Analyse und einer Folgenabschätzung beruhen. Bei dieser Folgenabschätzung sollten auch die technischen Grenzen bei der Verbesserung von Anhängern Berücksichtigung finden. Gleichzeitig sollten für Spediteure Anreize geschaffen werden, CO₂-reduzierende technische Maßnahmen am Anhänger anzuschaffen.

    Ansprechpartner

    Dr.-Ing. Sascha Pfeifer

    Leiter des Fachgebiets Transportpolitik

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