Optimierung des Vor- und Nachlaufs im Kombinierten Verkehr

    Pilotprojekt EcoDuo

    Der VDA hat in Zusammenarbeit mit deutschen und spanischen Unternehmen das Pilotprojekt EcoDuo zur Optimierung des Vor- und Nachlaufs im Kombinierten Verkehr initiiert.

    Der VDA hat in Zusammenarbeit mit deutschen und spanischen Unternehmen das Pilotprojekt EcoDuo zur Optimierung des Vor- und Nachlaufs im Kombinierten Verkehr initiiert.

    Ausgehend von der Frage nach der Verringerung des CO₂-Fußabdrucks in der intermodalen Transportkette und den positiven Erfahrungen vergleichbarer Projekte in anderen EU-Ländern, hat der VDA in Zusammenarbeit mit deutschen und spanischen Unternehmen das Pilotprojekt EcoDuo zur Optimierung des Vor- und Nachlaufs im Kombinierten Verkehr (KV) initiiert.

    Für das verkehrs- und umweltpolitische Ziel, mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern, spielt der Kombinierte Verkehr eine entscheidende Rolle. Allerdings stellen der Vor- und Nachlauf auf der Straße im KV eine erhebliche CO₂-Quelle dar. Ziel ist es deshalb, den straßengebundenen Vor- und Nachlauf klimagerechter zu gestalten. 

    Da schwere Nutzfahrzeuge mit alternativen Antrieben noch nicht in großen Stückzahlen auf den Straßen unterwegs sind, empfehlen sich für eine nennenswerte CO₂-Reduktion im Vor- und Nachlauf des KV ergänzende Maßnahmen. Neben den klassischen Methoden der Fahrzeugoptimierung wie z.B. einer verbesserten Aerodynamik, Leichtlaufreifen oder der Gewichtsreduktion gibt es die Möglichkeit, Güter ressourcenschonender im Vor- und Nachlauf auf der Straße mit längeren Fahrzeugkombinationen zu transportieren.

    Das in Deutschland seit 2017 zugelassene Lang-Lkw-Konzept ist aufgrund der unterschiedlichen Anhängertypen nur eingeschränkt auf die Bahn verladbar. Für den KV ist es aber zwingend notwendig, normale dreiachsige Standard-Sattelanhänger zu verwenden, da diese mehrheitlich mit den gängigen Taschenwaggons der Eisenbahn kompatibel sind.

    Eine kurzfristige Reduzierung von CO₂-Emissionen im Vor- und Nachlauf wird im Kombinierten Verkehr durch eine überlange Fahrzeugkombination aus einer Sattelzugmaschine und zwei Standard-Sattelanhängern erreicht. Verbunden mit einem ungelenkten Dolly (Sattelkupplung zur Aufnahme eines Sattelanhängers), ergibt sich eine Gesamtlänge von 31,70 Metern.

    Das Gesamtgewicht dieser Fahrzeugkombination kann maximal 44 Tonnen betragen und verteilt sich dabei auf insgesamt zehn Achsen. Die Achslasten liegen damit deutlich unter denen nach § 34 StVZO definierten höchstzulässigen Lasten. Dank der zwei Standard-Sattelanhänger ist ein Verladen auf die Bahn ohne Einschränkungen und der Umschlag am Terminal jederzeit ohne neue Technik möglich.

    Abb. EcoDuo-Fahrzeugkombination (Quelle: Schmitz Cargobull AG)

    Der EcoDuo bedeutet eine signifikante Entlastung für die Umwelt und gleichzeitig auch eine Effizienzsteigerung für die Wirtschaft. Die CO₂-Emissionen pro Tonnenkilometer werden um 25% reduziert, ebenso der Gesamtverbrauch an Kraftstoff. Außerdem kann die gesamte vorhandene Logistikinfrastruktur z.B. im Be- und Entladebereich wie bisher genutzt werden.

    Diese EcoDuo-Fahrzeugkombination ist in einigen EU-Mitgliedstaaten wie Spanien, Schweden, Finnland und Dänemark bereits im Einsatz. In diesen Ländern wurden durchweg positive Erfahrungen mit dem EcoDuo gemacht.

    Im Rahmen des Pilot-Projekts soll mindestens eine dieser EcoDuo-Fahrzeugkombinationen in einem einjährigen Versuch für die Volkswagen AG zwischen dem MegaHub Lehrte (Niedersachsen) und der Produktionsstätte von Volkswagen in Wolfsburg (Niedersachsen) zum Einsatz kommen.

    Für das Pilotprojekt - unter Federführung des Verbands der Automobilindustrie - wird der EcoDuo durch den Fahrzeugbauer Schmitz Cargobull bereitgestellt. Die Volkswagen Group stellt für dieses Pilotprojekt die Transportrelation zur Verfügung. Dabei wurden bisher Produktionsbehälter zwischen Wolfsburg und Spanien ausschließlich per Lkw abgewickelt. Nun fährt der globale Logistikdienstleister Sesé den EcoDuo vom Volkswagen-Werk in Wolfsburg zum 70 Kilometer entfernten Terminal MegaHub Lehrte bei Hannover, das von der Deutschen Umschlaggesellschaft Schiene-Straße und Kombiverkehr betrieben wird. Von dort werden die Sattelanhänger im Netzwerk der Kombiverkehr KG 1700 Kilometer klimafreundlich auf der Schiene nach Spanien transportiert. Im Umschlagbahnhof in Barcelona werden die einzelnen Sattelanhänger wieder zu einer EcoDuo-Kombination zusammengekoppelt und auf der Straße ebenfalls durch Sesé zum Zielort gefahren. Der TÜV-Rheinland begleitet das Pilotprojekt von straßenverkehrsrechtlicher und wissenschaftlicher Seite.

    Weitere Informationen dazu finden Sie in der untenstehenden Prozessbeschreibung.

    Abb.: Prozessbeschreibung EcoDuo-Konzept

    Da die EcoDuo-Fahrzeugkombination nach der Zusammenstellung der beteiligten Einzelfahrzeuge nicht mehr allen Vorschriften der deutschen Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) entspricht – insbesondere hinsichtlich der zulässigen Gesamtlänge – ist die Erteilung einer Ausnahmegenehmigung nach §70 StVZO zur Benutzung von öffentlichem Verkehrsraum innerhalb Niedersachsens sowie nach §29 StVO für besondere Fahrzeugkombinationen erforderlich. Aufgrund der besonderen Fahrzeuglänge ist die Erlaubnis nach §29 StVO für das EcoDuo-Pilotprojekt mit zusätzlichen Auflagen verbunden.  Diese umfassen die Bereitstellung eines Begleitfahrzeugs für die ausgewählte Strecke in Niedersachsen sowie für den Ortsbereich in Lehrte. Zusätzlich ist ein Beifahrer vorgeschrieben, der durch einen digitalen Beifahrer ersetzt werden soll. Die EcoDuo-Fahrzeugkombination wird für den Versuch ausschließlich auf der ausgewählten Strecke zwischen dem Bahn-Terminal in Lehrte und dem Volkswagen Werk in Wolfsburg eingesetzt.

    Das Pilotprojekt startet im September 2024 mit einer Laufzeit von einem Jahr.

    Der EcoDuo adressiert gleich zwei der großen Herausforderungen im Transport: den Wandel hin zur Klimaneutralität und den Fahrermangel. Das Prinzip ist genauso einfach wie genial: zwei Sattelauflieger für eine Zugmaschine bedeuten doppelte Fracht bei einmaliger Fahrt. So werden Straßenbelastung, Kraftstoffverbrauch und Emissionen drastisch reduziert. Mit dem Projekt zeigen wir, wie wir durch innereuropäische Zusammenarbeit gemeinsam die besten Lösungen finden. Für mich ist der EcoDuo ein Paradebeispiel für die zukünftige Mobilität und unsere Innovationsfähigkeit: weil er zeigt, wie wir die Potenziale des Kombinierten Verkehrs optimal ausschöpfen - und wie gut Straße und Schiene zusammenpassen.
    Andreas RadeVDA Geschäftsführer Politik & Gesellschaft

    Wesentlicher Bestandteil des Pilotversuchs ist die wissenschaftliche Begleitung durch den TÜV Rheinland. Im Rahmen des Projekts sollen auf der Grundlage des Realbetriebs die Chancen und Risiken der EcoDuo-Fahrzeugkombination evaluiert, Einsparpotenziale auf der Straße und im Terminalbetrieb validiert und die Ergebnisse in einem Abschlussbericht zusammengefasst werden.

    Die wissenschaftliche Studie soll auch die Auswirkungen der Auflagen bewerten. Ziel ist der Nachweis, dass die Auflagen für den Regelbetrieb weder ökologisch noch ökonomisch vertretbar sind und die Verkehrssicherheit dennoch gewährleistet ist.

    Video

    EcoDuo Pilotprojekt gestartet

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    Bildnachweis: Schmitz Cargobull AG / Volkswagen AG; Video: Schmitz Cargobull AG

    Fachgebiet Transportpolitik

    Dr.-Ing. Sascha Pfeifer

    Leiter

    Fachgebiet Transportpolitik

    Swetlana Bergmann

    Referentin

    Schmitz Cargobull AG

    Matthias Muffert

    Leiter Produktmanagement

    Schmitz Cargobull AG

    Julian Allendorf

    Leiter Projekt Management Office

    Sesé

    Juan Antonio Molina

    Key Account Manager

    Sesé

    Héctor Cebrián

    Head of Public Affairs

    Volkswagen Konzernlogistik

    Jessica Thiess

    Planerin Netzwerk Bahn Europa

    Volkswagen Konzernlogistik

    Lars Kleist

    Leiter Netzwerk Bahn Europa

    Kombiverkehr

    Jan-Eric Woydich

    Leiter Produktion Kombiverkehr & Geschäftsführer MegaHub Lehrte Betreibergesellschaft

    TÜV Rheinland

    Christian von Stosch

    Technologiezentrum Verkehrssicherheit