Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit

    Kreislaufwirtschaft

    Die Produkte der deutschen Automobilindustrie gelten als Maßstab in der Kreislaufwirtschaft.

    Die Produkte der deutschen Automobilindustrie gelten als Maßstab in der Kreislaufwirtschaft.

    Stand: 05. Juni 2024

    Wir alle wollen so schnell wie möglich klimaneutral unterwegs sein. Das Ziel der deutschen Automobilindustrie ist das Erreichen einer vollständig klimaneutralen Mobilität bis spätestens 2050 - im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen. Kerntechnologie dieser Transformation ist die Elektromobilität, an dessen Markthochlauf die Branche mit Hochdruck arbeitet. Klar ist aber auch: Ohne Kreislaufwirtschaft werden wir das Ziel Klimaneutralität nicht erreichen.

    Denn trotz der Etablierung alternativer Antriebstechnologien bleiben CO2-Hotspots im Lebenszyklus der Fahrzeuge bestehen. Während des Betriebs fällt zwar kaum noch CO2 an, wohl aber noch bei der Gewinnung der erforderlichen Rohstoffe, deren Weiterverarbeitung, der Logistik und in der Komponenten- und Fahrzeugproduktion. Bei der Fahrzeugwertschöpfungskette handelt es sich um ein hochkomplexes Konstrukt, mit Produktions- und Materiallieferketten für rund 7.000 Komponenten und Teile.

    Deshalb müssen Strategien zur CO2-Reduktion auch über die Nutzungsphase der Fahrzeuge hinausgehen. Diese ganzheitliche Betrachtung aller Wertschöpfungsstufen und ihrer Umweltauswirkungen spiegelt sich in den „Design for Sustainability“-Strategien der Automobilindustrie wider. Sie umfassen Konzepte für die Gewinnung von Rohstoffen, der Produktion, Reparaturen, Remanufacturing bis hin zum Recycling und finden in der Debatte zur Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft ihre Fortsetzung.

    Grafik zum Thema Recycling von Altfahrzeugen in der Kreislaufwirtschaft

    Fünf Säulen für mehr Nachhaltigkeit

    Für eine nachhaltige Automobilindustrie mit integrierter Kreislaufwirtschaft sind die folgenden fünf Säulen entscheidend:

    Ressourcenschonung:

    Im Fahrzeugbau spielt Materialeffizienz eine große Rolle. Materialeffizienzstrategien umfassen unter anderem ein ressourcenschonendes Produktdesign, optimierte Produktionsprozesse, materialschonende Lagerhaltung sowie Kreislaufführung der Materialien. Aber auch schon die Auswahl der Bezugsquelle für die Ressourcen ist entscheidend. Es gilt darauf zu achten mit welcher Methode die Rohstoffe gewonnen, weiterverarbeitet und transportiert werden.

    Langlebigkeit:

    Fahrzeuge sind für einen Betrieb von über 200.000 km geschaffen. Sie sind teilweise über 20 Jahre unterwegs und damit eines der langlebigsten Verbraucherprodukte. Mit neuen Simulationsmethoden in der Komponentenentwicklung und innovativen Produktionsverfahren können Bauteile noch belastbarer und langlebiger ausgelegt werden.

    Reparaturfähigkeit:

    Bereits in der Fahrzeugentwicklung muss darauf geachtet werden, dass die Autos möglichst aufwands- und kostenarm repariert werden können. Denn anhand der anfallenden Reparaturkosten entscheidet sich oft, ob ein Fahrzeug weiterbetrieben oder ersetzt wird. Dazu gehört auch eine zuverlässige Versorgung mit wiederaufbereiteten Ersatzteilen bis zu 15 Jahre nach Produktionsende eines Fahrzeuges.

    Recyclingfähigkeit:

    Nach Lebensende ist ein Fahrzeug (Stand heute) zu mindestens 85 Prozent recycelbar. Dies ist ein Spitzenwert im Vergleich zu anderen Verbraucherprodukten. Diese Quote gilt es weiterhin zu erhöhen, indem Recycling bereits bei der Entwicklung neuer Fahrzeugkomponenten mitgedacht wird. Wie lassen sich die verbauten Rohstoffe beim Recycling am einfachsten und effizientesten wieder voneinander trennen? Und welche neuen Zerlegungsmethoden können eingesetzt und welche Prozesse automatisiert werden?

    Aufbereitung und Wiederverwendung:

    Gemäß der verwendeten Daten von Metallverbänden bestehen bereits heute etwa ein Drittel eines Fahrzeugs aus Sekundärmaterial. Auch dieser Wert lässt sich künftig noch steigern. Gerade im Hinblick auf den Hochlauf der Elektromobilität ist es aber auch entscheidend Batterien wiederzuverwenden und, wo möglich, Lithium, Nickel und Kobalt für neue Batterien zurückzugewinnen.

    Grafik zu Kreislaufwirtschaft

    Beteiligte Stakeholder in der Kreislaufwirtschaft

    Um eine funktionierende Kreislaufwirtschaft am Laufen zu halten, müssen diverse Player eng verzahnt miteinander arbeiten und Daten miteinander austauschen können. Das beginnt schon bei Angaben zu benötigten Rohstoffen und deren Gewinnung, sowohl für die Hersteller selbst als auch für Zulieferer und Entwicklungsdienstleister. Letztere müssen auch wissen, wie die von den Herstellern gewünschten Komponenten materialeffizient zu designen und herzustellen sind.

    Aber auch die Kundinnen und Kunden gilt es zu involvieren. Bereits heute gibt es transparente Informationen hinsichtlich der Produktnachhaltigkeit. Im Bereich Aftersales müssen Werkstattpartner alle relevanten Informationen und Bauteile für Reparaturen und Services zur Verfügung stehen. Und am Ende des Fahrzeug-Lebenszyklus‘ braucht es Recyclingpartner, die die Fahrzeuge möglichst effizient zerlegen und so viele Rohstoffe und Komponenten nach aktuellen Qualitätsstandards wieder in den Produktkreislauf einspeisen.

    Grafik zur zukunftsfähigen automobilen Kreislaufwirtschaft

    Materialbedarfe der Automobilindustrie steigen stetig an

    Schon heute gelten die Produkte der Automobilhersteller und -zulieferer als Maßstab für andere Branchen. Denn die Hersteller verwenden hohe Anteile von recyceltem Stahl und Nicht-Eisen-Metallen in Neufahrzeugen, haben Wiederaufbereitungsprozesse mit hohen Stückzahlen etabliert, sorgen für sehr gute Reparierbarkeit, fördern die Langlebigkeit ihrer Produkte und stellen eine erhebliche Verringerung gefährlicher Stoffe sicher.

    Klar ist aber auch: Ohne eine sukzessive Steigerung der aus der Kreislaufwirtschaft zurückgewonnenen Ressourcen, gerade im Bereich der Batterien, wird es langfristig nicht gehen.

    Grafik zu weltweitem Rohstoffbedarf in der Automobilindustrie

    Laut aktuellen Berechnungen des VDA würden allein von den in Europa ansässigen Fahrzeugherstellern beim gegenwärtigen Batteriemix im Jahr 2030 etwa 50 Prozent der weltweiten Lithium-Fördermenge des Jahres 2030 benötigt, um eine Quote von 65 Prozent E-Pkw in den europäischen Neuzulassungen zu erreichen. Zum Vergleich, im Jahr 2023 entsprach der Anteil der in Europa produzierten Pkw circa 17 Prozent des Weltmarkts.

    Ähnlich sieht es beim Thema Halbleiter aus. Um bei der Halbleiterproduktion den im European Chips Act avisierten globalen Marktanteil von 20 Prozent in der EU zu erreichen, wären bis 2030 weitere erhebliche öffentliche Fördergelder erforderlich. Aktuell rechnet die Automobilindustrie lediglich mit ca. 30 Milliarden Euro aus dem European Chips Act, was zu einem globalen Marktanteil von unter 10% führen würde.

    Die genannten Bedarfe lassen sich nicht ausschließlich durch künftige Erträge aus der Kreislaufwirtschaft decken. Allerdings können sie einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, die Automobilindustrie resilienter aufzustellen und damit den Hochlauf alternativer Antriebstechnologien zu beschleunigen.

    Ihre Ansprechpersonen

    Stellv. Fachgebietsleiterin Umwelt & Nachhaltigkeit

    Dr. Evin Zozan

    Referentin Circular Economy und Nachhaltigkeit

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