Veranstaltung

    VDA-Mittelstandstag 2024: KI und Standort im Fokus

    Internationaler Wettbewerb, belastende Bürokratie, künstliche Intelligenz in der Produktion und den Lieferketten – beim 24. Mittelstandstag des VDA wurden vielfältige Themen diskutiert, die mittelständische Unternehmen der Zulieferindustrie derzeit bewegen.

    Internationaler Wettbewerb, belastende Bürokratie, künstliche Intelligenz in der Produktion und den Lieferketten – beim 24. Mittelstandstag des VDA wurden vielfältige Themen diskutiert, die mittelständische Unternehmen der Zulieferindustrie derzeit bewegen.

    Unter dem Konferenztitel „Standort und Zulieferer stärken: Künstliche Intelligenz als Treiber der Transformation“ hat der Verband der Automobilindustrie am 5. und 6. Juni zur 24. Ausgabe des VDA-Mittelstandstages geladen. Rund 200 Führungskräfte und Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer von Zulieferern sowie Herstellern von Anhängern, Aufbauten und Bussen folgten der Einladung nach Bonn. Die alljährlich stattfindende zweitägige Konferenz bietet eine wichtige Plattform, um persönlich zusammenzukommen und sich intensiv über die spannendsten Branchenthemen auszutauschen.

    Im Fokus standen Fragestellungen rund um die Themen Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Datenstrategien – deren Einsatz in der Produktion und bei der Verfolgung von Lieferketten birgt auch für den automobilen Mittelstand große Potenziale. „Diese Potenziale erkennen immer mehr Unternehmen und heben sie. Der Austausch und die Diskussion der Branche untereinander hierzu sind ungemein wichtig und wertvoll“, betonte Arndt G. Kirchhoff, Vorsitzender des Beirats der Kirchhoff Gruppe und VDA-Vizepräsident, in seiner Begrüßungsrede. Im Rahmen der Veranstaltung übergab er nach langen und erfolgreichen Jahren das Amt des Vorsitzenden des VDA-Mittelstandsforums an Isabelle Kirschbaum-Rupf, Gesellschafterin und Mitglied der Geschäftsleitung der Rupf Industries Gruppe und Mitglied im VDA-Vorstand.

    „In puncto Bürokratie ist der automobile Mittelstand an der absoluten Belastungsgrenze“, sagte Arndt G. Kirchhoff in seiner Keynote.

    Prominente Gäste­­ aus Industrie, Wirtschaft und Politik im Dialog

    Die Transformation der Automobilindustrie in Richtung Klimaneutralität und Digitalisierung sowie der sich verschärfende internationale Wettbewerb fordern insbesondere die Unternehmen des automobilen Mittelstandes stark. Deshalb standen auch die zentralen Herausforderungen, Ideen und Lösungsansätze für eine erfolgreiche Zukunft im Mittelpunkt und wurden mit Expertinnen und Experten aus der Branche, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik diskutiert. Hier können Sie das Programm des VDA-Mittelstandstages 2024 einsehen.

    Die Programmpausen boten sich für längere Gespräche und zum Netzwerken an.

    Einige Highlights aus dem Programm:

    1. Themensession „Transformation erfolgreich gestalten“

    Die Transformation der Automobilindustrie und Lösungsansätze, wie die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Europas gestärkt werden kann, standen im Fokus einer Gesprächsrunde, bei der Daniela Schmitt, rheinland-pfälzische Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, Tim Rokossa, Head of Company Research, Germany and Head of Autos Research global bei der Deutschen Bank AG, Ramin Mirza, Chief Customer Officer bei Aleph Alpha, und Susanne Bix, Geschäftsführerin bei Bix Lackierungen GmbH, miteinander diskutierten. Dabei unterstrich Ministerin Schmitt:

    Auf der wirtschaftspolitischen Agenda der nächsten EU-Kommission muss – nach dem Green Deal – nun dringend der Industrial Deal ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Wir müssen Europa entsprechend aufstellen und den Industrieunternehmen passende Rahmenbedingungen für deren internationale Wettbewerbsfähigkeit bieten.
    Daniela SchmittMinisterin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, Rheinland-Pfalz
    „Transformation erfolgreich gestalten“ war Thema einer Podiumsdiskussion am ersten Veranstaltungstag.

    In der Session wurde deutlich: Es gibt viele Ansätze, die Transformationsprozesse der Fahrzeugindustrie erfolgreich zu unterstützen. Gerade die mittelständische Automobilindustrie ist dabei hoch innovativ und mit großem finanziellem und persönlichem Engagement unterwegs. Und genau diese Erfolgsgeschichten sollten die Firmen noch häufiger und selbstbewusster kommunizieren.

    2. Keynote von Oliver Zipse, Vorstandsvorsitzender der BMW Group

    Der Top-Manager bot in seiner Keynote spannende Einblicke in die weltweite Zusammenarbeit mit Lieferanten und Partnern und erklärte: Transparenz über die weit verzweigten, dynamischen Lieferketten herzustellen und Warenflüsse rückverfolgbar zu machen, ist herausfordernd, aber immer wichtiger. Deshalb baut die BMW Group die enge Zusammenarbeit mit seinem Lieferantennetzwerk kontinuierlich aus. Außerdem machte er klar, dass BMW als globaler Player Antriebsvielfalt sichern und bieten muss, um alle Märkte bedienen zu können. Darüber hinaus betonte er den großen Wert der industriellen Basis in Deutschland und der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Zulieferern.

    3. Drei „Deep Dives“ zu verschiedenen Aspekten von Künstlicher Intelligenz

    Neben den zahlreichen Keynotes und Diskussionsrunden stand auch der fachliche Austausch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Zentrum des VDA-Mittelstandstages. Ihre konkreten Fragestellungen und Erfahrungen konnten sie in drei „Deep Dives“ einbringen. Das Format, in dem sich die Gäste jeweils tiefergehend mit einer brandaktuellen Herausforderung und möglichen Lösungen beschäftigten, erfreute sich einer regen Nachfrage.

    1. Im Deep Dive I haben Schaeffler und Microsoft demonstriert, wie die Möglichkeiten von Data Science, Maschinellem Lernen und KI erfolgreich im Mobilitätskonzern zusammengeführt werden. Zentrale Voraussetzung für die gelungene Implementierung sind dabei die Erfassung, Sammlung und Bereitstellung von Daten bei unterschiedlichen Prozessen im Unternehmen.
       
    2. Wie Unternehmen durch die Implementierung von daten- und KI-basierten Lösungen eine nachhaltige Wertschöpfung erzielen können, war das Schwerpunktthema von Deep Dive II. Von der strategischen Bedeutung Generativer KI, der Aktivierung von Führungskräften, der Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitenden bis hin zur notwendigen Förderung der Datenkompetenz wurden viele praktische Beispiele aus dem Unternehmensalltag von FORVIA Hella präsentiert, die FORVIA Hella gemeinsam mit hy Technologies implementiert hat.
       
    3. Deep Dive III: Unter dem Titel „Sicher, transparent, schnell und flexibel: Mit KI und Datenmanagement Lieferketten optimieren“ wurde vorgestellt, wie die Firmen SUSI&James GmbH und Daimler Truck AG mit einem neuartigen Datenmanagement Lieferketten schnell optimieren, ein hohes Maß an Datensicherheit erreichen und bestehende IT-Infrastrukturen einbinden konnten. Dabei haben die Teilnehmenden auch Chancen und Hürden bei der digitalen Kooperation und der Umsetzung von KI-Projekten sowie Dos and Don’ts diskutiert.
    Ministerpräsident Hendrik Wüst auf dem Podium.

    4. Rede von Hendrik Wüst, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen

    Hendrik Wüst hielt am ersten Konferenztag eine Keynote, in der er die herausragende Bedeutung der Automobilindustrie nicht nur in Nordrhein-Westfalen würdigte:

    Ob beim Bau von Autos, Anhängern und Aufbauten oder der Herstellung von Zulieferteilen: In Nordrhein-Westfalen arbeitet der Motor der deutschen Automobilindustrie. Insbesondere die Zulieferbranche zeigt dabei, welches Innovationspotential in unserem Land steckt. Mit dem Einsatz Künstlicher Intelligenz kann der Mittelstand dabei neue Impulse setzen und die Vorreiterrolle Nordrhein-Westfalens als Digitalregion in Europa weiter ausbauen. So wird die Mobilität der Zukunft vor Ort gestaltet, die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt und wichtige Arbeitsplätze bleiben im Land erhalten. Ich freue mich, dass der 24. VDA-Mittelstandstag im Automobilstandort Nordrhein-Westfalen zu Gast ist und auf die wichtigen Impulse, die aus Bonn in die Unternehmen in ganz Deutschland gesendet werden.
    Hendrik WüstMinisterpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen

    Anschließend verschaffte sich Hendrik Wüst bei einem gemeinsamen Rundgang durch die Ausstellung mit Hildegard Müller, Oliver Zipse und Arndt G. Kirchhoff einen persönlichen Eindruck von der Innovationskraft der beteiligten Unternehmen und kam dabei mit den Vertreterinnen und Vertreter der Firmen ins Gespräch.

    v. l. n. r.: Hildegard Müller, Arndt G. Kirchhoff, Oliver Zipse, Prof. Dr. Stefan Wrobel und Hendrik Wüst beim Rundgang durch die Ausstellung.

    Bühne frei für vielfältige, neue, innovative Geschäftsideen!

    Ein Highlight waren die Start-up Pitches – ein Wettbewerb, an denen sich in diesem Jahr sechs Start-ups beteiligen konnten. Bei den Pitches präsentierte jedes Jungunternehmen kurz und prägnant seine KI-Lösung und erklärte, wo es Kooperationsmöglichkeiten mit mittelständischen Zulieferern sieht. Auch diese Gründerinnen und Gründer haben bewiesen: Unsere Branche lebt von ihrer Innovationskraft und unermüdlichen Zielstrebigkeit. Deutlich wurde auch hier das große Potenzial, das die Zusammenarbeit bietet: Verbinden sich die Erfahrungen etablierter Unternehmen mit Ideen von Start-ups, können gemeinsam innovative Lösungen für die digitale und klimaneutrale Mobilität der Zukunft entwickelt und zukunftsorientierte Geschäftsideen erfolgreich „auf die Straße gebracht“ und skaliert werden.
     

    Diese Start-ups haben gepitcht:

    Innovative Lösungen präsentierten aber nicht nur die Start-ups auf der Bühne, sondern auch die ausstellenden Start-ups – und sorgten damit für neue Perspektiven und spannende Denkanstöße. Herzlichen Dank an dieser Stelle noch einmal für das Interesse an einer Zusammenarbeit mit dem VDA und die vielen inspirierenden Präsentationen und Einblicke in den Unternehmensalltag.

    Folgenden Start-ups danken wir für ihre Mitwirkung an der Ausstellung und Präsentation ihrer spannenden Produkte und Services:

    VDA-Präsidentin Hildegard Müller ging in ihrer Rede auch auf die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage ein, die der VDA unter den Automobilzulieferern und den mittelständisch geprägten Herstellern von Anhängern, Aufbauten und Bussen jüngst durchgeführt hat. Befragt wurden insgesamt 143 Mitgliedsunternehmen zu den Umständen, die sie inmitten der Transformation vor die größten Herausforderungen stellen. Abgefragt wurden zudem Einschätzungen zu den Potenzialen von Künstlicher Intelligenz und Maschinellem Lernen sowie Haupthemmnisse für einen schnelleren und tieferen Einstieg in die Technologien.

    VDA-Umfrage zeigt: Rund jedes zweite Unternehmen muss Beschäftigung in Deutschland abbauen

    Porträtfoto von VDA-Präsidentin Hildegard MüllerPorträtfoto von VDA-Präsidentin Hildegard MüllerPorträtfoto von VDA-Präsidentin Hildegard MüllerPorträtfoto von VDA-Präsidentin Hildegard MüllerPorträtfoto von VDA-Präsidentin Hildegard Müller
    Immer mehr Unternehmen des automobilen Mittelstandes planen, Investitionen ins Ausland zu verlagern. Für Berlin muss diese Entwicklung gleichermaßen Warnsignal wie Weckruf sein. Die Bundesregierung muss aufpassen, dass das industrielle Netzwerk, das den Wirtschaftsstandort Deutschland ausmacht, keinen Schaden nimmt.
    Hildegard MüllerVDA-Präsidentin

    Die Ergebnisse sind insgesamt alarmierend – wie ausgewählte Zahlen zur Lage und den Zukunftsaussichten des automobilen Mittelstandes zeigen:

    1. 83,3 Prozent der befragten Mittelständler geben an, durch Bürokratie stark oder sehr stark belastet zu sein. Damit ist sie – wie bereits bei der letzten Umfrage im Oktober 2023 – die größte Herausforderung.
    2. 82 Prozent der Unternehmen haben vor, eigentlich geplante Investitionen in Deutschland zu verschieben, zu verlagern oder ganz zu streichen. So sieht mehr als jedes dritte Mitglied (37 Prozent) eine Investitionsverlagerung ins Ausland vor.
    3. 68 Prozent der Firmen leiden unter einem Mangel an Fach- und Arbeitskräften. Gut die Hälfte hat Schwierigkeiten, den kurz- und mittelfristigen Fachkräftebedarf zu decken.
    4. Abbau der Beschäftigung: 45 Prozent der Firmen bauen aktuell hierzulande Beschäftigung ab.
    5. Hohe Energiekosten: Neben Steuern und Abgaben (65 Prozent) belasten weiterhin die hohen Strompreise die befragten Unternehmen stark oder sehr stark (62 Prozent). Jedes zweite Unternehmen gab an, durch die Gaspreise stark oder sogar sehr stark herausgefordert zu sein.
    6. KI und maschinelles Lernen: 36 Prozent der Unternehmen setzen Künstliche Intelligenz bereits ein, vor allem in der Produktion und bei der Qualitätssicherung. Weitere 41 Prozent planen den Einsatz in absehbarer Zeit. Weitere Umfrageergebnisse finden Sie zusammengefasst in der Pressemitteilung zum VDA-Mittelstandstag. Ausführliche Informationen zu den Herausforderungen für den Mittelstand beim Zugang zu Kapital führt der VDA im Positionspapier „Transformationsfinanzierung fördern“ auf.

    Weitere Umfrageergebnisse finden Sie zusammengefasst in der Pressemitteilung zum VDA-Mittelstandstag. Ausführliche Informationen zu den Herausforderungen für den Mittelstand beim Zugang zu Kapital führt der VDA im Positionspapier „Transformationsfinanzierung fördern“ auf.

    Freier und fairer Handel sind entscheidend für Wohlstand und Beschäftigung

    Der erfolgreiche Mittelstandstag 2024 hat gezeigt, mit wie viel Ideenreichtum, Innovationskraft und Investitionen die mittelständischen Automobilunternehmen die Transformation vorantreiben. Fest steht aber auch: Die Transformation und der sich verschärfende internationale Wettbewerb fordern insbesondere den automobilen Mittelstand. Umso wichtiger ist es, dass sie durch die richtigen politischen Rahmenbedingungen unterstützt und im internationalen Wettbewerb gestärkt werden.

    Denn nur mit den richtigen Rahmenbedingungen können die Firmen langfristig führende Innovationen entwickeln und erfolgreich auf den Markt bringen, die zum Erreichen der Klimaschutzziele beitragen. Außerdem: Die Politik in Berlin und Brüssel müsse auf den sich verschärfenden internationalen Wettbewerb entschiedener reagieren, betonte VDA-Präsidentin Hildegard Müller: „Regulierung allein ist noch keine Politik. Es braucht eine aktive Industriestrategie, einschließlich einer aktiven Handelspolitik.“

    Wir bedanken uns herzlich bei unseren Ausstellern Bertschat Bietmann Advisory GmbH, BTC Business Technology Consulting AG, codecentric AG, Deloitte GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Division One GmbH, Dun & Bradstreet, Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V., GOiNTERIM GmbH, IKB Deutsche Industriebank AG, Ludwig Heuse GmbH interim-management.de und SÜDVERS Holding GmbH & Co. KG sowie unseren Partnern Amrop, Commerzbank, Deutsche Bank, European High Tech Pavillion und HPS Home Power Solutions AG für die angenehme und erfolgreiche Zusammenarbeit beim Mittelstandstag 2024.

    Der nächste VDA-Mittelstandstag findet am 21. und 22. Mai 2025 in Bonn statt.

    VDA-Mittelstandstag 2024

    Impressionen von der Veranstaltung

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    Bildnachweis aller Fotos und Videoproduktion: Benjamin Westhoff

    Fragen zur Veranstaltung? Ihre Ansprechpersonen:

    Veranstaltungen

    Kerstin Nasch

    Referentin

    Sebastian BrunkowSebastian BrunkowSebastian BrunkowSebastian BrunkowSebastian Brunkow
    Fachgebiet Mittelstandspolitik und Wertschöpfungsketten

    Sebastian Brunkow

    Leiter des Fachgebiets