VDA-Kommentierung
VDA-Präsidentin Hildegard Müller zur USA-Wahl
VDA-Präsidentin Hildegard Müller:
„Amerika hat gewählt, Donald Trump wird wieder Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.
Es ist keine Zeit dafür, überrascht zu sein. Spätestens jetzt ist deutlich, dass die Aufgaben, die bereits seit langem bekannt sind, schnell und entschlossen angegangen werden müssen. Das gilt mit Blick auf unsere Sicherheit und Verteidigung, ebenso wie mit Blick auf Handel und Autonomie. Nur mit wirtschaftlicher Stärke werden wir eine starke Verhandlungsposition bekommen. Viele in Europa haben noch nicht vollends verstanden, was es bedeutet, Geo- und Wirtschaftspolitik gemeinsam zu denken. Wirtschaftliche Stärke sichert uns die Relevanz, die Europa jetzt umso mehr in dieser Welt braucht – und dann auch verantwortungsvoll, mutig und strategisch nutzen muss.
Für uns steht fest: Die USA sind wesentlicher Partner für Deutschland und Europa. Die transatlantische Zusammenarbeit ist und bleibt von größter Bedeutung für beide Seiten und ist ein wichtiger Faktor für die globale Ordnung und Stabilität – gerade auch in Zeiten weltweiter Krisen. Der Pflege und dem Ausbau der transatlantischen Partnerschaft muss deshalb heute und in Zukunft das größte Bemühen aller Partner gelten.
Die deutsche Automobilindustrie ist seit Jahrzehnten in den USA präsent und erfolgreich. Die USA sind ein wichtiger Bestandteil im Produktionsnetzwerk der deutschen Automobilindustrie, auch von dort aus wird der Weltmarkt bedient. Im vergangenen Jahr haben die deutschen Hersteller in den USA so viele Fahrzeuge gefertigt wie nie zuvor. Von den über 900.000 in den USA produzierten Fahrzeugen wurde die Hälfte exportiert. Somit profitiert der Automobilstandort USA vom internationalen Handel und dem Engagement der deutschen Automobilindustrie. In den USA beschäftigt die deutsche Automobilindustrie rund 138.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Davon arbeiten 48.000 bei den Automobilherstellern und 90.000 bei deutschen Zulieferern.
Für den Produktionsstandort Deutschland ist der Absatzmarkt USA sehr bedeutsam: Im Jahr 2023 wurden etwa 400.000 Pkw aus Deutschland in die USA exportiert. Im ersten Halbjahr 2024 waren die USA der wichtigste Abnehmer der deutschen Pkw-Exporte. Für die Zulieferer im VDA sind die USA nach China der zweitgrößte Exportmarkt weltweit.
Für die deutsche Automobilindustrie sind die Handels- und Investitionsbeziehungen mit den USA daher von hoher Bedeutung – jede Änderung der Rahmenbedingungen kann sich auf die wirtschaftliche Situation der Branche und damit auch auf die Beschäftigung in Deutschland, aber auch in den USA auswirken.
Die USA nehmen schon seit einigen Jahren zunehmend stärker zuerst ihre eigenen Interessen in den Blick – und diese Entwicklung wird sich vermutlich weiterhin verstärken. Deutschland und Europa müssen daher mehr Verantwortung übernehmen. Entscheidend ist dabei, dass Deutschland und Europa sich so aufstellen, dass wir grundsätzlich sicher, unabhängiger und resilienter sind. Wir müssen damit zuallererst unsere eigenen Aufgaben erledigen – in allen Bereichen.
Gleichzeitig müssen Berlin und Brüssel mit den USA auch in der Wirtschaftspolitik wieder verstärkt auf gemeinsame Stärke bauen, nur gemeinsam lassen sich die globalen Herausforderungen meistern. Im Umgang mit den globalen Krisen sind langfristige und nachhaltige Entscheidungen gefordert, die von zentraler Bedeutung für Wohlstand, Wachstum und Arbeitsplätze auf beiden Seiten des Atlantiks sind. Ich bin überzeugt: Nur mit vereinten – insbesondere auch wirtschaftlichen – Kräften, können wir auf der sich veränderten Weltbühne unser gemeinsames Fundament als Grundstein für die zukünftigen Normen und Verhältnisse setzen. Nur vereint können wir unseren gemeinsamen Interessen gerecht werden, unseren Einfluss auch für eine stabile Weltordnung stärken. Und nur als gemeinsamer Wirtschaftsraum für die Transformationstechnologien einer klimaneutralen Zukunft können wir den Klimaschutz global und langfristig voranbringen und damit diese Jahrhundertaufgabe erfolgreich meistern.
Fest steht auch: Deutschland, genauso wie Europa, braucht jetzt eine starke und geschlossene Stimme. Umso mehr ist die deutsche Regierung jetzt gefordert, sie muss sich prüfen, ob sie diese Anforderung erfüllen kann. Es sind entscheidende Momente – für die USA, für Europa und für Deutschland. Und wie immer ist Angst der falsche Ratgeber. Jetzt braucht es Mut, Selbstbewusstsein, strategische Handlungsfähigkeit – und Perspektiven. Perspektiven und Zielbilder, mit denen wir überzeugen und die Menschen mitnehmen.“