Kommentierung zu möglichen US-Zöllen
Kommentierung von VDA-Präsidentin Hildegard Müller zu möglichen US-Zöllen
VDA-Präsidentin Hildegard Müller:
„Die transatlantische Partnerschaft und freier und fairer Handel sind wirtschaftlich für beide Seiten von großer Bedeutung und ein Garant für Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze auf beiden Seiten des Atlantiks.
Die deutsche Automobilindustrie ist seit Jahrzehnten in den USA präsent und erfolgreich. Die USA sind ein wichtiger Bestandteil im Produktionsnetzwerk der deutschen Automobilindustrie, auch von dort aus wird der Weltmarkt bedient. 2023 haben die deutschen Hersteller in den USA so viele Fahrzeuge gefertigt wie nie zuvor. Von den über 900.000 in den USA produzierten Fahrzeugen werden rund die Hälfte in alle Welt exportiert. Somit profitiert auch der Automobilstandort USA vom internationalen Handel und dem Engagement der deutschen Automobilindustrie.
Im Jahr 2023 wurden Pkw im Wert von 8 Mrd. Euro von den USA nach Deutschland exportiert (193ts Pkw). Damit liegen Pkw „Made in the US“ gemessen am Wert auf Platz 1 der deutschen Importstatistik. (Gefolgt von Spanien, der Tschechischen Republik und der Slowakei.). Präsident Trump kann also zufrieden sein mit diesem Exporterfolg – und sollte nicht den Handel erschweren.
In den USA beschäftigt die deutsche Automobilindustrie rund 138.000 Mitarbeiter. Davon arbeiten 48.000 bei den Automobilherstellern und weitere 90.000 bei deutschen Zulieferern.
Ohne Frage gilt also: Für uns sind die Handels- und Investitionsbeziehungen mit den USA von hoher Bedeutung – und jede Änderung der Rahmenbedingungen wirkt sich auf die wirtschaftliche Situation der Branche aus. Wir können mit Blick auf die Daten und Fakten aber selbstbewusst agieren.
Zusätzliche Zölle würden die US-Wirtschaft direkt treffen – und Produkte für die US-Konsumentinnen und Konsumenten verteuern. Unterschiedliche Zollhöhen sind zum Teil historisch gewachsen und es gibt keine Regel, dass Zölle in gleicher Höhe gelten sollen. Die Rechtsgrundlage für reziproke Zölle ist völlig unklar. Fakt ist: Während der Zoll für die Einfuhr von Pkw in der EU bei 10% liegt und in den USA bei 2,5%, erheben die USA z.B. auf die Einfuhr von den in den USA beliebten Pick-Up Trucks 25%. Die europäische Umsatzsteuer als Handelshemmnis zu bezeichnen ist falsch, denn die an der Grenze bei der Einfuhr zu entrichtende Einfuhrumsatzsteuer entspricht genau der Umsatzsteuer, die bei einem inländischen Kauf zu entrichten ist.
Zölle als Verhandlungsinstrument sind das falsche Mittel. Das Risiko eines globalen Handelskonfliktes mit negativen Auswirkungen für die Weltwirtschaft ist hoch. Wenn auf Zölle mit Gegenzöllen oder anderen Maßnahmen reagiert wird, kommt eine Spirale in Gang, die insbesondere auch dazu führt, dass die Verbraucher am Ende mehr bezahlen müssen. Statt Inflation zu bekämpfen, wie versprochen, heizt US-Präsident Donald Trump die Inflation in den USA an.
Insgesamt führen die zunehmenden geopolitischen Spannungen und um sich greifender Protektionismus und Aktionismus zudem dazu, dass die Unternehmen die Märkte immer mehr lokal bedienen müssen. Dies wird in der Folge nicht ohne Rückwirkungen auf Arbeitsplätze in den beteiligten Ländern bleiben. Die genauen Auswirkungen hängen zwar stark von der jeweiligen Wettbewerbssituation ab. Fakt ist aber: Über kurz oder lang kennt Abschottung nur Verlierer!
Sollte Präsident Trump die Zölle auf Pkw aus der EU erhöhen, hätte dies negative Auswirkungen auf die Exporte aus der EU in die USA. Es wird zudem teurer für die Verbraucherinnen und Verbraucher – das alles wird Wachstum und Wohlstand kosten – auf beiden Seiten des Atlantiks. Die aktuell von Präsident Trump erwähnte Zollhöhe von 25% ist eine Provokation.
Die EU sollte – während noch die ´kurzfristigen Prüfungen´ laufen – in den Dialog mit den USA eintreten. In Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der EU und den USA könnten die verschiedenen Zölle und weitere Handelshemmnisse bilateral betrachtet werden. Hiermit könnte den wechselseitigen Interessen Rechnung getragen werden.
Die Automobilindustrie würde es ebenso begrüßen, wenn auch über regulatorische Kooperation, Standards und Zertifizierung gesprochen wird – das würde Vorteile für beide Seiten des Atlantiks bringen. Die EU muss dabei geschlossen und stark auftreten – und immer wieder verdeutlichen, dass eine Eskalation nur Verlierer produzieren wird.“
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