Deutsche Pkw-Produktion im internationalen Vergleich

    Pkw-Inlandsproduktion

    Letztes Jahr konnte die Inlandsproduktion wie schon im Vorjahr ausgebaut werden. Nach einem Plus von 12 Prozent 2022 ging es 2023 sogar um 18 Prozent aufwärts. Damit liegt die heimische Fertigung jedoch immer noch 12 Prozent oder über 0,5 Mio. Fahrzeuge unterhalb des Niveaus vom Vorkrisenjahr 2019. Ein wichtiger Grund für den Zuwachs war der im Januar noch sehr hohe Auftragsbestand, der im Laufe des Jahres auf Normallevel abgebaut wurde und so die Produktion nachhaltig unterstützte. Zudem lief die E-Auto-Fertigung in Brandenburg weiter hoch und leistete einen Beitrag zum Wachstum der Inlandsproduktion.

    Lieferengpässe verhinderten ein noch besseres Ergebnis, wobei sich die Halbleiterknappheit nicht mehr ganz so stark bemerkbar machte wie noch in den beiden Vorjahren. Und doch bremste die starke Ausrichtung hin zu Premiumprodukten, die genauso wie die Fahrzeuge mit Elektroantrieb überdurchschnittlich viele Chips benötigen für Assistenzsysteme, Bildschirme, Steuerungen etc., das Wachstum. Der Premiumanteil stieg letztes Jahr gegenüber 2019 von 62 Prozent auf 71 Prozent.

    Die Transformation hin zur Klimaneutralität wird darin deutlich, dass 2023 mit einem Anteil von 23 Prozent an der Inlandsproduktion erstmals mehr rein elektrisch angetriebene Pkw (BEV) als Diesel (20 Prozent) in Deutschland hergestellt wurden. Rechnet man noch die knapp 8 Prozent Plug-in-Hybride hinzu, so war Deutschland letztes Jahr mit einer Produktion von 1,27 Mio. E-Pkw nach China der zweitgrößte  E-Standort weltweit.
    Auch die Benziner, deren Anteil von 52 Prozent auf 49 Prozent sank, wurden von dem Trend hin zur E-Mobilität nicht verschont. Man sieht, der deutsche Standort ist bei der Transformation in Europa an der Spitze, traditionelle Verbrenner bleiben jedoch weiterhin ein wichtiges Standbein, um die abrupte Wende hin zur CO2-freien Mobilität mit einschneidenden Folgen für die Belegschaft insbesondere der Zulieferer etwas abzufedern. Wichtigstes Segment waren letztes Jahr mit 1,53 Mio. die Geländewagen & SUV (+41 Prozent) vor der Kompaktklasse mit 1,01 Mio. Fahrzeugen (+22 Prozent), der Mittelklasse mit 0,64 Mio. Einheiten (–2 Prozent) und der oberen Mittelklasse mit 0,36 Mio. Einheiten (+5 Prozent). Die Produktion des letzten Klein- wagenmodells in Deutschland lief letztes Jahr aus. Die hohen Arbeits- und Energiekosten, gekoppelt mit der nachlassenden Nachfrage aus Großbritannien seit dem Brexit, machen die Produktion in diesem Segment nicht mehr attraktiv am deutschen Standort.

    Im globalen Länderranking nach Stückzahlen hat sich Deutschland letztes Jahr auf den fünften Platz hinter China, den USA, Japan und Indien vorgearbeitet und Südkorea überholt. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der Premiumanteil an den deutschen Standorten überdurchschnitt- lich hoch ist. In Europa bleibt Deutschland mit deutlichem Abstand das wichtigste Produktionsland.

    Pkw-Auslandsproduktion

    Wie schon im Vorjahr konnte die an ausländischen Standorten erfolgende Pkw-Fertigung der deutschen Hersteller sich weiter stabilisieren. Mit 10,0 Mio. Pkw wurde das Vorjahresergebnis um 4 Prozent übertroffen. Damit liegt das Produktionslevel jedoch immer noch deutlich unter dem des Vorkrisenjahres 2019, als 11,4 Mio. Pkw von den internationalen Montagebändern liefen. Neben der Transformation zum klimaneutralen Antrieb war ein zweites wichtiges Thema die Inflation, die verhinderte, dass es zu einer noch merklicheren Erholung kam. Weiterhin spielte auch die Halbleiterknappheit eine produktionshemmende Rolle, war aber nicht mehr ganz so bestimmend wie in den Vorjahren. 2023 trugen weltweit 18 Prozent aller Neuwagen das Firmenlogo einer deutschen Konzernmarke.

    Eine Betrachtung der verschiedenen Kontinente ergibt, dass die Situation in den einzelnen Ländern recht heterogen war und die verschiedenen Regionen sich durchaus unterschiedlich entwickelt haben. Zum Zuwachs entscheidend beigetragen hat Europa, wo die Pkw-Auslandsfertigung der deutschen OEMs 2023 um 9 Prozent auf 3,18 Mio. Einheiten anstieg. Dabei verlief die Entwicklung in Osteuropa mit einem Plus von 17 Prozent auf 1,64 Mio. Einheiten wesentlich dynamischer als in Westeuropa (ohne Deutschland), wo der Zuwachs nur 1 Prozent bei 1,55 Mio. Einheiten betrug. Erstmals seit über 10 Jahren übertraf die osteuropäische wieder die westeuropäische Fertigung. Wichtigster Auslandsstandort war die Tschechische Republik, die sich mit einem Sprung um 25 Prozent auf 865.000 Einheiten vor Spanien mit 804.000 Fahrzeugen (+9 Prozent) setzte. Mit Ungarn (+9 Prozent auf 351.000 Einheiten) und dem SUV-Hub Slowakei (+22 Prozent bei 329.000 Einheiten) folgten zwei weitere osteuropäische Standorte, die u. a. mit attraktiven Arbeitskosten punkten können.

    Die Produktion von Autos im Ausland ist in Amerika noch stärker gewachsen als in Europa. Dort stieg sie um über 10 Prozent auf 1,98 Mio. Fahrzeuge. Besonders in Mexiko legte die Produktion um 13 Prozent auf 716.000 Autos zu. In den USA erreichte die Produktion mit 908.000 Fahrzeugen (+10 Prozent) einen neuen Höchststand, vor allem bei SUVs, die sowohl für den heimischen Markt als auch für den Export produziert werden. In den USA werden jetzt mehr als doppelt so viele Autos von deutschen Herstellern produziert, wie aus Deutschland dorthin exportiert. Auch in Brasilien, wo deutsche Autohersteller eine lange Tradition haben, stieg die Produktion um 5 Prozent auf 317.000 Fahrzeuge.

    Die Umstellung von Verbrennungsmotoren auf Elektroantriebe zeigt sich zunehmend im Auslandsgeschäft der deutschen Hersteller. Letztes Jahr produzierten sie mit 1,06 Mio. E-Autos (+19 Prozent) etwas mehr Elektroautos im Ausland als in Deutschland. Das Wachstum kommt hauptsächlich von den batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV), deren Produktion um 39 Prozent auf 714.200 Einheiten gestiegen ist. Die Produktion von Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen (PHEV) hingegen sank um 9 Prozent auf 349.700 Stück.

    Seit 2009 hat sich die Produktion von Autos außerhalb Deutschlands verdoppelt und 2010 hat sie die Produktion im Inland übertroffen. Heute werden mehr als sieben von zehn Autos deutscher Hersteller im Ausland gebaut. Ein wichtiger Erfolgsfaktor war der Fokus auf Premiummodelle. Während 2006 nur jedes fünfte Auto, das im Ausland produziert wurde, ein Premiummodell war, ist es heute jedes zweite. Diese globale Ausrichtung zeigt sich auch darin, dass deutsche Hersteller jetzt über 5 Mio. Premiummodelle im Ausland fertigen – 85 Prozent mehr als in Deutschland.

    Entwicklung Produktionsländer

    Pkw-Produktion international

    Die Entwicklung der globalen Automobilproduktion im letzten Jahr war geprägt von einem Bündel von Faktoren. Die Materialengpässe, die insbesondere im Bereich der Halbleiter die Produktion nach der Corona-Pandemie behindert hatten, treten langsam etwas in den Hintergrund.

    Dafür hat der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine für dauerhaft hohe Energiepreise und damit zu einer seit den Siebzigerjahren nicht da gewesenen Inflation geführt, die über Zweitrundeneffekte die Budgets der Haushalte zusätzlich belastet hat. Damit hat sich die globale Automobilnachfrage schwächer als möglich entwickelt und konnte die Weltautomobilproduktion nur eingeschränkt beflügeln. Die insbesondere in Europa und China, aber auch in den USA hochlaufende Produktion von Elektroautos profitierte von den günstigen staatlichen Rahmenbedingungen; politisch vorgegebene strenge CO2-Grenzwerte, um die Transformation hin zum klimaneutralen Elektroantrieb zu bewerkstelligen, verfehlen ihre Wirkung nicht. Die positive Fertigungsentwicklung 2023 ist zu einem guten Teil dem E-Hochlauf geschuldet.
    Diese Umstände haben dazu geführt, dass es wie schon im Vorjahr zu einem weltweiten Produktionsplus von 11 Prozent auf nun 79,8 Mio. Pkw gekommen ist. Damit wurde erstmals wieder das Vorkrisenniveau des Jahres 2019 von 78,2 Mio. Fahrzeuge übertroffen. Die globale Produktionskapazität ist allerdings immer noch höher, 2017 lag die Produktion mit 85 Mio. noch um gut 5 Mio. Einheiten darüber. Davor war die Pkw-Produktion vom Finanzkrisenjahr 2009 bis 2017 im Schnitt um 5 Prozent pro Jahr gewachsen. Nahezu in allen wichtigen Produktionsländern hat es letztes Jahr ein deutliches Wachstum gegeben.

    Die höchsten Zuwächse verzeichneten die asiatischen Standorte. Allen voran Japan, das drittgrößte Fertigungsland weltweit mit einem Plus von 18 Prozent auf 7,8 Mio. Pkw. Damit liegt Japan allerdings weiterhin 7 Prozent unter dem Vorkrisenwert von 2019. In Südkorea, der Nummer 6 weltweit, konnte die Produktion um 14 Prozent auf 3,9 Mio. Stück ausgebaut werden. Damit übertrifft Südkorea jetzt wieder das Vorkrisenlevel von 2019. Von dem Rekordwert von 2011 ist Südkorea keine 10 Prozent mehr entfernt.

    Auch in China, dem mit Abstand wichtigsten Automobilstandort der Welt, konnte die Produktion um 10 Prozent auf den neuen Rekord von 25,8 Mio. Pkw ausgebaut werden. Nahezu ein Drittel aller weltweit hergestellten Pkw kommen inzwischen aus dem Reich der Mitte. Indien, weltweit die Nummer 4, konnte mit einem Output von 4,8 Mio. Pkw um 8 Prozent wachsen.
    Auch in Europa kam es mit 12 Prozent zu einem deutlichen Produktionsplus. Mit 14,8 Mio. Einheiten liegt man jedoch immer noch um ein Fünftel unter dem Produktionsvolumen von 2019. Das liegt nicht nur an Russland, dessen Produktion sich gedrittelt hat und über 1 Mio. Einheiten verloren hat. Insgesamt ist der europäische Markt gesättigt und die Bestandsflotte erneuert sich nur langsam, das Durchschnittsalter steigt an. Das gilt auch für Deutschland, das mit 4,1 Mio. Einheiten (Nr. 5 weltweit) gegenüber dem Vorjahr die Produktion zwar um 18 Prozent steigern konnte, jedoch immer noch um über 0,5 Mio. Einheiten unter Wert des Jahres 2019 liegt. In Deutschland reüssierten insbesondere die Elektro-Pkw (BEV und PHEV), die inzwischen über 30 Prozent der Fertigung ausmachen.
    Deutschland ist der zweitgrößte E-Standort der Welt nach China und vor den USA. Hieran sieht man, wie ernst die deutschen Hersteller die Transformation zum klimaneutralen Auto nehmen. Spanien lag an Platz 2 in Europa mit 1,9 Mio. Fahrzeuge (+7 Prozent) vor der Tschechischen Republik mit 1,4 Mio. (+15 Prozent).

    Die einstmals große Automobilnation Frankreich erreichte 2023  nur noch ein Fertigungsvolumen von 1,03 Mio. Pkw (+2 Prozent), lag damit 38 Prozent unter dem Vorkrisenniveau und wurde erstmals von der Slowakei (1,07 Mio., +10 Prozent) überholt. In den drei USMCA-Staaten wuchs die Produktion letztes Jahr um 9 Prozent auf 15,6 Mio. Light Vehicles und liegt damit immer noch 0,6 Mio. Einheiten unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Differenziert man zwischen den Fahrzeugarten, so ist es so, dass Light Trucks (vor allem SUV) erstmals seit längerer Zeit mit einem Plus von 8 Prozent weniger stark wuchsen als die Pkw mit +14 Prozent. Es bleibt allerdings dabei, dass über vier von fünf hier gefertigte Light Vehicles Light Trucks sind. Die USMCA ist der SUV-Produktionshub der Welt. Die Zuwächse waren in den drei Ländern unterschiedlich. Während die USA die Light-Vehicle-Produktion gerade mal um 6 Prozent hochfuhren, stieg die Fertigung in Mexiko um 15 Prozent und in Kanada sogar um 25 Prozent. Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte schwächte sich die US-Produktion ab. Die Mercosur-Staaten realisierten letztes Jahr mit 4 Prozent und 2,8 Mio. Light Vehicles nur ein schwaches Wachstum.