Wasserstoff und E-Fuels
Energieimporte
Deutschland ist und bleibt abhängig von Importen
Deutschland ist in erheblichem Maße von Energieimporten abhängig. Dies betrifft den Verkehrssektor besonders, da bei Rohöl ca. 98% des inländischen Verbrauchs über Importe gedeckt werden. Dabei stammt der Großteil der Importe aus einer geringen Zahl an Lieferländern. Allein aus Russland stammte in den vergangenen Jahren ca. ein Drittel der Importe und ein weiteres Fünftel aus anderen Ländern mit teilweise fragiler Staatlichkeit. Neben Rohöl wird aber aufgrund des hohen Anteils an Dieselfahrzeugen auch Dieselkraftstoff importiert. 2020 betraf dies etwa ein Sechstel des verbrauchten Diesels, ca. die Hälfte davon stammte aus Russland.
Die Importabhängigkeit für die Energie im Verkehrssektor wird auf absehbare Zeit bestehen bleiben – auch im Straßenverkehr. Denn trotz der schnell fortschreitenden Elektrifizierung, werden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor noch lange den Großteil der Verkehrsleistung erbringen. Selbst wenn das ambitionierte Ziel von 15 Mio. Elektrofahrzeugen bis 2030 erreicht wird, verbleiben zu diesem Zeitpunkt voraussichtlich noch über 40 Mio. Verbrenner im Fahrzeugbestand. Diese müssen zuverlässig mit flüssigen Kraftstoffen versorgt werden.
Nebenbei bilden Energieimporte auch weiterhin ein wichtiges Gegengewicht für die international häufig kritisierten Exportüberschüsse Deutschlands.
Lieferantenstruktur mit E-Fuels diversifizieren
Um die Resilienz der deutschen Energieversorgung zu stärken, sollte daher eine Diversifizierung der Lieferantenstruktur für Kraftstoffe angestrebt werden. Kurzfristig kann dies über die Weltmärkte für Rohöl geschehen. Aber bereits mittelfristig sollte der Fokus auf die Versorgung mit erneuerbarer Energie gelegt werden. Dafür muss man aber bereits heute aktiv werden!
Erneuerbare Energien fallen zwar mit einer relativ geringen Dichte an, d.h. sie sind weiträumig verteilt und damit schwieriger zu „ernten“ als fossile. Der Vorteil ist jedoch, dass sie damit auch weltweit vorhanden sind. Sie eignen sich also ideal zur Diversifizierung der Energieversorgung, da sie in vielen, verteilten Einzelanlagen erzeugt und prinzipiell aus allen Erdteilen beschafft werden können. Da erneuerbare Energie allerdings meist in Form von Strom anfällt, der nicht direkt per Schiff über die Weltmeere transportiert werden kann, muss zunächst die Transport- und Lagerfähigkeit hergestellt werden. Hier kommen E-Fuels (LINK) ins Spiel, die mit dem Wind Patagoniens ebenso wie mit der Sonne Afrikas oder Australiens hergestellt werden können und damit praktisch klimaneutral sind.
E-Fuels können entweder direkt als Kraftstoff (E-Benzin, E-Diesel) importiert werden, oder als synthetisches Rohöl, das direkt in bestehenden Raffinerien fossiles Öl ersetzt. So können die E-Fuels-Anlagen selbst bei einer vollständigen Elektrifizierung des Straßenverkehrs weitergenutzt und für die Luft- und Schifffahrt, Wärmeversorgung oder in der chemischen Industrie eingesetzt werden. Die Mineralölindustrie sollte daher nicht zögern, umfassend in E-Fuels zu investieren.
Ambitioniertes und zügiges Handeln erforderlich
Ohne staatliches Handeln sind die großen Potentiale aber nicht zu heben. Es bedarf ambitionierter Beimischungsquoten für E-Fuels, die in der Erneuerbare Energien Richtlinie (EU RED) (LINK Positionspapier) definiert werden. Nur wenn die Inverkehrbringer von Kraftstoffen zur Beimischung verpflichtet werden, können nennenswerte Mengen E-Fuels zur Energiediversifizierung beitragen.
Dies muss aber durch weitere Maßnahmen flankiert werden:
- Eine Importstrategie muss erarbeitet und umgesetzt werden
- Die bestehenden Energiepartnerschaften müssen vertieft und weitere aufgebaut werden
- Die Marktentwicklung für E-Fuels (und andere wasserstoffbasierte Produkte) muss unterstützt werden – H2-Global ist hierfür ein herausragendes Instrument, das weiter gestärkt werden sollte!