Automobilindustrie

    Normen und Standards

    Die Aufgabe von Normierung und Standardisierung ist die Festschreibung des Standes der Technik als wettbewerbsunabhängige Orientierung mit dem Ziel, grundlegende Anforderungen und Prüfmethoden zu beschreiben.

    Die Aufgabe von Normierung und Standardisierung ist die Festschreibung des Standes der Technik als wettbewerbsunabhängige Orientierung mit dem Ziel, grundlegende Anforderungen und Prüfmethoden zu beschreiben.

    Regulierung und Standardisierung

    Unter Standards werden allgemein technische Regeln verstanden, die Anforderungen an und Empfehlungen für die Sicherheit, Konstruktion und das Umweltverhalten von Produkten beschreiben. In der automobilen Welt wird dabei zwischen verbindlichen Regulierungen und freiwilligen Industriestandards unterschieden:

    Verbindliche Regulierungen betreffen vor allem Sicherheits- und Umweltaspekte, deren Einhaltung in der Regel vom Gesetzgeber zur Sicherung der gesellschaftlichen Grundansprüche vorgegeben wird. Sie werden auf Anforderung des Gesetzgebers mit Unterstützung der Industrie erarbeitet.

    Freiwillige Industriestandards beschreiben den Stand der Technik und spezifizieren Anforderungen an Qualität, Sicherheit und Austauschbarkeit. Darüber hinaus werden sie zur Beschreibung von Schnittstellen und zur Vergleichbarkeit von kundenrelevanten Eigenschaften erstellt. Es handelt sich um Vereinbarungen, die auf Industrieinitiative entwickelt werden.

    Aufgrund des Gesetzescharakters müssen diese verbindlichen Regulierungen, sofern sie in vielen Ländern Gültigkeit haben sollen, mittels internationaler Vereinbarungen in nationales Recht übernommen werden. Das Weltforum für die Harmonisierung der Fahrzeugregulierung (UNECE WP.29) hat mittels zweier Abkommen, die von einer Vielzahl von Ländern unterzeichnet wurden, die Möglichkeit der Vereinheitlichung zulassungsrelevanter Fahrzeuganforderungen geschaffen. Dennoch existieren weltweit sehr unterschiedliche Vorschriften und Genehmigungsprozesse, zum Beispiel für Crashverhalten, Abgase, Beleuchtungseinrichtungen oder Bremsanlagen, nach denen Fahrzeuge, bevor sie in den Markt gebracht werden dürfen, von den lokalen Behörden einer Typprüfung und Zulassung unterzogen werden müssen.

    Vorwettbewerbliche Standardisierung

    Normung ist Vereinheitlichung zum Nutzen der Allgemeinheit, die planmäßig und gemeinschaftlich durchgeführt wird. In Normen und Standards wird das technisch Mögliche, das wirtschaftlich Sinnvolle und das praktisch Erprobte beschrieben. Die Normungsarbeit basiert auf Konsens und Transparenz. Die technischen Regelwerke fördern Rationalisierung oder dienen der Qualitätssicherung. Sie beschreiben Schnittstellen und ermöglichen die Vergleichbarkeit für die Nutzerin oder den Nutzer.

    Normen dürfen nicht zu einem wirtschaftlichen Sondervorteil Einzelner führen. Wesentliche Bestandteile der Arbeitsorganisation sind daher die Einbeziehung einer breiten Fachöffentlichkeit und das Konsensprinzip. Die Normerstellung erfolgt transparent und garantiert die Einbeziehung aller interessierten Kreise. Der Prozess für ein Normenprojekt ist klar vorgegeben.

    Weltweite Koordination

    Die Normungsarbeit erfolgt in der Regel industriegetrieben mit dem Ziel der Rationalisierung, der Schnittstellenbeschreibung oder der Beurteilung von Qualität und Funktion. Damit bildet sie eine wesentliche Arbeitsgrundlage für jeden Entwickler und steht am Anfang jeder Entwicklungsaufgabe. Die Einhaltung von Normen und Standards ist grundsätzlich freiwillig. Nur im Ausnahmefall wird die Erfüllung von Normen und Standards durch Verweisung in Gesetzen und Vorschriften gefordert. Dies geschieht vor allem, um grundlegende Sicherheits- und Umweltanforderungen zu erfüllen.

    In Deutschland, Europa und der Welt haben sich unabhängige Plattformen gebildet, die die Erstellung von Normen und Standards organisieren und als Herausgeber dieser fungieren. In Deutschland organisiert das Deutsche Institut für Normung e.V. (DIN) als eingetragener Verein im Auftrag der Bundesregierung die technische Regelsetzung. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, sorgt DIN mithilfe strenger Vorgaben für die Einhaltung der kartellrechtlichen Anforderungen.

    Auf europäischer und internationaler Ebene wurden mit dem Europäischen Komitee für Normung (CEN) und der Internationalen Organisation für Normung (ISO) ähnliche Plattformen geschaffen. Diese ergänzen einander und sichern über das Delegationsprinzip durch nationale Meinungsbildung und Entsendung nationaler Experten zur nationalen Interessenvertretung auf europäischer oder internationaler Ebene ein faires und ausgewogenes Vorgehen.

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    Publikationen der ISO

    Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat über eine vertragliche Vereinbarung mit DIN die Trägerschaft des sogenannten externen Normenausschusses Automobiltechnik übernommen. Über diese Vereinbarung wird eine optimale Betreuung der Normungsexperten aus der Automobilindustrie durch das Know-how des Verbandes ebenso sichergestellt wie die Einhaltung der anerkannten Regeln für die Normungsarbeit. Der Vertrag verpflichtet den Träger zur Nutzung der von DIN, CEN und ISO bereitgestellten Werkzeuge und Prozesse zur Normerstellung.

    Der von DIN, CEN und ISO geschaffene Rechtsrahmen für den Erstellungsprozess ist die Basis für das Vertrauen, das Veröffentlichungen dieser Organisationen in der Fachwelt genießen. Die Industrie folgt diesem Vertrauensvorsprung und sorgt durch die Bereitstellung hervorragender Experten für die Qualität der von DIN, CEN und ISO herausgegebenen Normen und Standards.

    Mithilfe verschiedener Veröffentlichungsformen mit unterschiedlicher Verbindlichkeit haben diese Organisationen inzwischen auch dafür gesorgt, dass der Stand der Technik für neue, aufstrebende Technologien zunächst in technischen Spezifikationen oder informativen Berichten dokumentiert werden kann. Über nachfolgende Entwicklungsschritte können diese dann zu nationalen, europäischen und internationalen Standards weiterentwickelt werden.

    Normung und Regelwerke

    Egbert Fritzsche

    Leiter der Abteilung

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